04/12/2016
Liebe Island Fans,
in den letzten Tagen wurde in deutschsprachigen Zeitungen „Island versinkt in den Touristenmassen“ tituliert. Stimmt das oder stimmt das nicht?
Richtig ist, das Island mit seiner traumhaften Naturkulisse und seinen extrem freundlichen Einwohnern entdeckt worden ist. Richtig ist, dass die Infrastruktur auf diese Entdeckung nicht genügend vorbereitet ist. Falsch ist aber, dass Island in Massen versinkt.
Rund 1,7 Mio. Reisende im Jahr 2015 bedeutet, dass sich rd. 30.000 Reisende im Durchschnitt pro Tag in Island aufhalten. Im Sommer mehr, im Winter weniger.
In den Medien wurde die Kennzahl „Tourist/Einwohner“ zur Argumentation herangezogen. Diese Kennzahl halte ich in diesem Zusammenhang für nicht aussagekräftig. Die Kennzahl Tourist/Fläche spiegelt wieder, ob man in der Masse versinkt oder nicht.
Die Landfläche beträgt rd. 100.000 km² (10 Mio. ha). Island ist demnach größer als Österreich. Jeder Tourist hat für sich also eine durchschnittliche Fläche von 330 ha für sich. Versinkt man im Massentourismus wenn man eine Fläche von durchschnittlich 330 ha für sich hat? Natürlich nicht.
Die Wachstumsrate von rd. 20 % in den letzten Jahren sieht auf den ersten Blick sehr hoch aus. Im Jahr 2014 waren es 1,37 Mio., im Jahr 2015 waren es 1,71 Mio. Reisende (Quelle: www.statice.is). Entscheidend ist aber das Niveau bei dem der Reiseboom eingesetzt hat. Vor der Finanzkrise im Jahr 2007 war Island mit 927.000 Besuchern nahezu unentdeckt. Die Wachstumsrate spiegelt nicht wieder ob man in Island in Touristenmassen versinkt!
Die Infrastruktur, wie Unterkünfte, Restaurants, Straßen, Toilettenanlagen, Kennzeichnung von Wanderwegen etc. muss sich an diese Veränderungen erst anpassen. Sie tut es meiner Meinung nach in großen, aber trotzdem behutsamen Schritten. Geben wir Island Zeit hierfür.
Fazit: In keinem anderen Land Europas reist man gegenwärtig, und auch in Zukunft, so frei und einsam wie in Island. Kein Reisender versinkt in Touristenmassen!
Kommentar zum Bild und Beitrag: Es gibt rd. 80.000 Pferde in Island. Dem gegenüber stehen rd. 30.000 Reisende pro Tag. Jeder Reisende kann sich also an rd. 3 eigene Pferde kuscheln. Und Nein, Island versinkt nicht an Pferden.