28/09/2024
Filippas Engel fliegen wieder: Wie die Erinnerung an den Todestag einer Prinzessin zum Hoffnungstag für die Jugend Europas wurde
Stiftung des Sayner Fürstenhauses hat in über zwei Jahrzehnten mehr als eine halbe Million Euro an Preisgeldern vergeben
SCHLOSS SAYN. In ihrem im Don Bosco Verlag veröffentlichtem Tagebuch „Filippas Engel“, das gleich zu einem Bestseller wurde, schreibt Filippa von ihrem sehnlichen Wunsch: die Welt kennen zu lernen, Neues zu erleben, Dinge zu verstehen. Diese Wünsche sind heute jungen Mädchen und Frauen in Afghanistan seit der Machtübernahme der Taliban verwehrt. Mit ihrer Omid Online School hat Zahra Hashimi (28), die heute in Wien lebt, einen mutigen Weg gegen den radikalen Bildungsentzug in ihrer ehemaligen Heimat gefunden.
Die junge Frau gehört zu den diesjährigen im doppelten Wortsinn Ausgezeichneten der Stiftung Filippas Engel – Der Preis für die Jugend Europas. Und ein wenig schließt sich auch im 21. Jahr seit Gründung der Stiftung damit ein Kreis. Denn ihren Ursprung hat die Stiftung des Sayner Fürstenhauses zunächst einmal in einem sehr traurigen, sehr schmerzhaften Erlebnis: 2001, mit nur 21 Jahren und kurz nach ihrer Heirat, starb Tochter Filippa Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn bei einem Autounfall in England. Zwischen großer Trauer und vom tiefen, christlichen Glauben der Familie getragener Hoffnung gründete die Fürstenfamilie die Stiftung „Filippas Engel“. Der Tod der Tochter sollte nicht umsonst gewesen sein, ihr Geist über das kurze irdische Dasein hinaus auch in Sayn und auf der ganzen Welt weiterleben. Seit über zwei Jahrzehnten ist dies eine gelebte Realität geworden, der Todestag der Tochter wurde zum Hoffnungstag.
Kurz nach dem Unfall entdeckten die Eltern Filippas Tagebuch mit der Zeichnung eines kleinen Engels. Trost für die Hinterbliebenen - und ein Auftrag, mit den Aufzeichnungen des Kindes auch anderen Menschen Zuversicht zu geben? „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“, sagte Erich Kästner einmal. Eine Maxime, die sich auch das Fürstenhaus zu eigen machte. Nach reiflichem Bedenken entschloss sich die Familie, Auszüge aus dem Tagebuch im Don-Bosco-Verlag zu veröffentlichen. Der Rest ist nach nunmehr zwei Jahrzehnten schon fast Geschichte: Das Buch wurde zum Bestseller. Seit der ersten Preisverleihung in 2004 zeichnete die Stiftung 207 Jugendliche und Initiativen junger Menschen aus elf Ländern Europas mit insgesamt 575.250 Euro an Preisgeldern aus. Projekte und Initiativen der Geehrten verteilen sich weltweit über 49 Länder.
Nun, am vergangenen Samstag, dem 28. September, war es wieder einmal so weit: in dem Sayner Schloss ehrte die Stiftung im Jubiläumsjahr sechs junge Menschen und ihre Initiativen. Neben der Preisfigur, dem silbernen Engel, erhielten sie Preisgelder in Höhe von insgesamt 42.500 Euro. Großzügige Sponsoren, wie die Sparkasse Koblenz und die Lotto Rheinland-Pfalz – Stiftung, sowie Freunde und Familie stocken das Budget inzwischen alljährlich mit auf.
Zu den Preisträgern gehören neben der Initiative „Krisenchat“ zur Entstigmatisierung psychischer Probleme Jugendlicher auch der von dem Ukrainer Artur Podkopayev gegründete Hamburger Fußballclub SC FU e.V., die beide einen mit 5.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielten, sowie Aelius e.V., ein Verein, der marginalisierten Kindern Bildungsangebote vermittelt und dafür mit einem Sonderpreis und 2.500 Euro ausgezeichnet wurde.
Den mit jeweils 10.000 Euro dotierten Großen Preis der Stiftung erhielten für sich und ihre bewundernswerten Initiativen in diesem Jahr Zahra Hashimi mit ihrer Omid Online School, Contimi Kenfack Mouafo mit 3 E’s $ Africa e.V. und der Influencer Robin König mit seinem Projekt Robinga Schnögelrögel.
Erstmals in diesem Jahr wurde zusätzlich der Filippas Engel Alumni Preis vergeben. Eine Gemeinschaft ehemaliger Preisträger möchte ab diesem Jahr junge Menschen und Initiativen ehren, die im Sinne von Filippas Engel durch nachhaltigen Einsatz positive Veränderungen in der Gesellschaft bewirken. Der Preis steht für den Glauben an die Gestaltungskraft junger Menschen und belohnt Mut sowie Kreativität. Die Initiatoren dieses Alumni Preises, Shahwan Borto und Amandeep Grewal hoffen, dass hier ein Netzwerk ehemaliger Preisträger entsteht, das den Geist von Filippas Engel weiterträgt. Der mit 3.000 Euro dotierte Alumni Preis geht 2024 an die bereits mit dem Großen Preis der Stiftung Filippas Engel ausgezeichnete Zahra Hashimi (28) aus Wien mit der Omid Online School.
„Alle Preisträger engagieren sich für ein besseres Morgen. Sie zeigen uns, wie großartig die heutige Jugend ist und dass sie das Herz am rechten Fleck hat“, meint Filippas Mutter, Gabriela Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn – und ergänzt: „und alle Preisträger erfüllen das wichtigste Kriterium: Filippa wäre begeistert von Ihnen.“
Die Preisträger 2024
A. Großer Preis à 10.000 Euro
Zahra Hashimi (28) aus Wien/Österreich ermöglicht jungen Mädchen in Afghanistan durch die Omid Online School in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk engagierter Lehrerinnen Zugang zur Bildung, die ihnen vom Taliban-Regime verwehrt wird. Zahra Hashimi erhält zusätzlich den 2024 erstmals vergebenen Filippas Engel Alumni Preis der ehemaligen Preisträger, dotiert mit 3.000 Euro (s.oben).
Contimi Kenfack Mouafo (29) aus Herzogenrath bei Aachen möchte mit 3 E’s 4 Africa e.V. die Jugend in Afrika befähigen, durch eigene innovative Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels eine nachhaltige Entwicklung des Kontinents zu fördern.
Robin König (25) aus Berlin gelingt es mit seinem Projekt Robinga Schnögerögel monatlich Millionen Menschen als Influencer über Social Media im deutschsprachigen Raum für den Schutz unserer Umwelt zu sensibilisieren.
B. Haupt- und Förderpreis à 5.000 Euro
Krisenchat aus Berlin bietet kostenlos in Deutschland und in der Ukraine unter 25-Jährigen kurzfristig und empathisch professionelle Hilfe rund um die Uhr an, per WhatsApp oder SMS zur Entstigmatisierung psychischer Probleme.
Artur Podkopayev (25) aus Hamburg hilft als Berater und Dolmetscher mit seinem Verein SC FU e.V. Hamburg geflüchteten ukrainischen Fußballern und Trainern in Deutschland wieder Sport zu treiben und zu einer Normalität zurückzukehren.
C. Sonderpreis à 2.500 Euro
Aelius e.V. aus Nürnberg bietet bundesweit benachteiligten und marginalisierten Kindern und Jugendlichen Bildungsangebote mit einem mehrjährigen Mentoring-Programm sowie Workshops, Beratung und Sommercamps.
D. Filippas Engel Alumni Preis à 3.000 Euro
Zahra Hashimi (28) aus Wien und die Omid Online School
