29/10/2023
Greet oder doch kein Greet (Kurzgeschichte zum gebuchten Greet vom 20.10.2023) - von unserem Greeter Rolf:
Ich hatte für diesen Greet mit den beiden Gästen vereinbart, dass ich sie an ihrem Übernachtungsort (Schlosshotel Hohenstein) um 10 Uhr abholen werde.
Die Dame an der Rezeption hat mir dann schon erzählt, dass die beiden am Vorabend sehr sehr spät angekommen seien, weil sie sich von Berlin nach Coburg verfahren hätten und ihnen in Lautertal der Sprit ausgegangen sei. Auf ihrem Zimmer habe sich noch nichts gerührt, ich solle Geduld haben.
Ich musste deshalb erstmal Greeter Peter kontaktieren, der ab Anger am Greet teilnehmen wollte.
Gegen 11 Uhr kam Judith (91!) mühsam die Treppe herunter, entschuldigte sich und erklärte mir auch das Problem mit dem liegengebliebenen Auto. Gegen 11:10 erschien Tochter Sarah (65) in der Rezeption und bat mich um Hilfestellung bei der Problemlösung. Wir klärten zunächst mühsam anhand einer auf einem Zettel stehenden Adresse, wo das Auto überhaupt stand (Unterlauter, Coburger Straße 68).
Auch wenn Mutter und Tochter ein breites amerikanisches Englisch sprachen, konnten wir einen Plan für das weitere Vorgehen erarbeiten (zwischenzeitlich sagte ich Peter – auf dem Anger wartend – ab, weil bei der stark eingeschränkten Mobilität der 91jährigen kein Greet, wie wir ihn uns vorgestellt hatten, möglich war und weil zunächst andere Probleme zu lösen waren).
Ich fuhr also mit den beiden Damen zunächst von Schloss Hohenstein zu mir nach Hause, um einen leeren 10-Liter-Reservekanister zu holen. Wir mussten dann allerdings zunächst das liegengebliebene Auto suchen und eruieren, welchen Sprit es braucht (es war ein Benziner). Wir fuhren dann gemeinsam mit meinem Auto zur nächstgelegenen Tankstelle, um den Kanister voll zu machen, damit fuhren wir dann wieder zum liegengebliebenen Auto und füllten das Kanisterbenzin in den Tank.
Dann benötigten die beiden Damen Cash und ich fuhr mit ihnen zur Sparkasse Lautertal, die aber leider geschlossen hatte. Also weiter ins Parkhaus Mauer und zur Sparkasse auf dem Markt, wo sich beide Damen über etliche Kreditkarten mit Cash versorgten.
Der Ort Markt signalisierte für mich „jetzt Greetbeginn“ und ich erzählte was über Queen Victoria und Prinz Albert auf dem Denkmal. Jetzt hatten die Damen allerdings Hunger, also gab ich die Story über die einmaligen Coburger Bratwürste zum Besten, zeigte ihnen die Kiefernzapfen unter dem Rost und wir bestellten 3 Bratwürste mit Senf. Sarah nahm einen Teller von der Bratwurstbude mit den 3 Bratwürsten mit und wir setzten uns an einen Tisch vor’m Stadthaus. Inzwischen forderte der Bratwurstbrater seinen silbernen Teller zurück. Die Bratwürste mundeten den beiden sehr gut und sie fragten mich nach dem Rezept (ich sagte ihnen. „Top secret in Coburg“). Da am Nachbartisch Bier getrunken wurde, wollte die 91jährige Judith auch ein Bier trinken und ich opferte mich ebenfalls auf. Inzwischen besorgte Sarah vom Café neben der Hofapotheke Kaffee und Kuchen (wir saßen immer noch vor’m Stadthaus).
Die Stimmung war gut und nachdem Sarah die Getränke bezahlt hatte, wollten die beiden Damen mit mir shoppen gehen und zwar gezielt für Lederhosen und Dirndl. Ein Mann am Nachbartisch hatte mitgehört und erklärte, „sowas gibt’s in Coburg net, da müsst ihr nach Staffelstein zu LEKRA fahren, die ham so was“. „LEKRA“ und „Staffelstein“ hatte Sarah aufgeschnappt mit der Reaktion (auf Englisch): „Rolf, du hast uns schon so viel geholfen, wir fahren jetzt zu LEKRA nach Staffelstein“. So vielem Charme konnte ich mich nicht entziehen und wir fuhren tatsächlich in den Trachtenladen nach Bad Staffelstein. Bei Betreten des Ladens riesiges Entzücken bei Sarah und 2 Verkäuferinnen mit Englischkenntnissen wurden sofort eingespannt. Erste Trophäe war eine Lederhose für den 2jährigen Enkel, dann erstand Sarah einen Trachtenhut, den sie auch im Auto nicht mehr abnahm. Dann folgten noch mehrere Trachtenjacken, wobei mir die 91jährige Mutter erzählte, ihre Tochter kaufe alles eine Nummer zu klein, weil sie ja abnehmen wolle.
Mit einer glücklichen Sarah und ihrer fidelen Mutter fuhren wir wieder zurück bis Lautertal, um Sarahs Mietwagen zu holen. Ich lotste sie dann noch zum kompletten Auftanken auf die Lauterer Höhe und zurück zum Schloss Hohenstein. Dort bedankten sich beide ausgiebig für den schönen Tag mit mir und drückten mir einen 50-Euro-Schein in die Hand, den ich natürlich unserem Kassenwart Arne übergeben werde.
Zum Abschluss nochmal die Frage: War’s ein Greet oder nicht? Unser Motto „Komme als Gast, gehe als Freund“ war jedenfalls erfüllt.