28/09/2020
Unsere jüdisch gläubigen Mitbürgerinnen und Mitbürger feiern heute in Deutschland und überall auf der Welt das hohe Fest des "Jom Kippur."
Wir wünschen zu diesem Anlass "Chatima Tova", Frieden und Liebe.
„Chatima tova!“
Der Gruß bedeutet „Gutes Eintragen“, denn am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur wird jeder Mensch jüdischen Glaubens in das „Buch des Lebens“ eingetragen. Nach jüdischer Tradition gibt es drei Bücher, die ab dem Neujahrstag Rosh Hashana bis zu Jom Kippur geöffnet sind und danach wieder versiegelt werden: Ein Buch, in dem die Namen aller guten Menschen stehen, ein Buch für die schlechten und das dritte Buch für die durchschnittlichen Menschen. Zwischen Rosh Hashana und Jom Kippur haben die Menschen Zeit, sich zu bessern, sich zu ihren Sünden zu bekennen, sich zu versöhnen und sich vergeben zu lassen.
Der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur, der auch als „Tag der Versöhnung“ bekannt ist, beginnt zehn Tage nach Rosh Hashana, also in diesem Jahr am 27.09.2020 mit dem Anbruch der Nacht und endet einen Tag später, am 28.09., ebenfalls mit Anbruch der Nacht. An diesem Tag wurde den frühen Israeliten für ihre Anbetung eines Goldenen Kalbs vergeben. Als Moses auf dem Berg Sinai war um die 10 Gebote entgegenzunehmen, fingen die Israeliten am Fuße des Berges an ein Goldenes Kalb anzubeten. Mit den Geboten zurückgekehrt wurde Moses wütend, zerbrach die Steintafeln und begab sich zurück auf den Sinai, um den Herrn um Vergebung zu bitten.
Hier endet für Jüd:innen die zehntägige Zeit der Reue, die mit Rosh Hashana begonnen hat. Jom Kippur ist der strengste Fastentag im Jüdischen Kalender – weder trinken, essen oder körperliche Arbeit sind erlaubt. Viele verbringen den Tag beim Beten in der Synagoge und versöhnen sich mit ihren Mitmenschen, damit auch ihnen vergeben werden kann. Nach 25 Stunden ertönt die Shofar (Widderhorn) und läutet das Ende des Feiertages an.
Leider ist dieser Tag auch immer ein solcher, an dem Israel und jüdische Menschen besonderen Gefahren ausgesetzt sind. So nutzten im Oktober 1973 Ägypten und Syrien aus, dass an diesem Tag in Israel das alltägliche gesellschaftliche Leben zum Erliegen kommt und überfielen das Land im sogenannten Jom-Kippur-Krieg. Auch in Halle wählte vor einem Jahr der rechtsterroristische Attentäter genau diesen heiligen Tag, der im Jahr 2019 auf den 9. Oktober fiel, um besonders viele Jüd:innen zu töten, die sich zum Beten in einer Synagoge versammelt hatten.
Am diesjährigen Jom Kippur sind daher unsere Gedanken bei den Opfern des Attentats von Halle. Möge der Tag friedlich und besinnlich sein.
Wir wünschen Allen ein gutes Eintragen!
Levi Salomon und das Team des JFDA