03/08/2024
Sind wir frei vom Leistungsdruck der Gesellschaft? Diese Frage habe ich mir die letzten Jahre immer wieder gestellt.
Auch wir wollen unseren Lebensunterhalt bestreiten und sind ambitioniert. Das Wort müssen, haben wir bewusst aus unserem Wortschatz gestrichen. 🙂
Ich habe früh gelernt, was es heißt, im Wettbewerb zu stehen. Mein Vater war schon sehr früh in meiner Kindheit ein erfolgreicher Unternehmer.
Wenn andere am Essenstisch über die Schule gesprochen haben, wurde bei uns immer über Geschäfte geredet.
Ich habe sehr früh gelernt, dass mein Vater seine Zeit gegen Geld eintauscht und wir dadurch keine gemeinsame Zeit hatten. Ich bekam schöne Geschenke, aber kaum gemeinsame Zeit.
Daher habe ich mir im Laufe des Lebens sehr viele Gedanken gemacht und meinen Kindern alle Zeit der Welt gegeben. Ich bin Mutter durch und durch und liebe meine Söhne.
Reman wuchs in einem Haushalt auf, in dem seine Mutter als alleinerziehende Mutter sehr viel arbeiten musste. Viel Zeit haben sie daher auch nicht verbracht, sodass auch nie eine tiefe Bindung entstehen konnte. Sie haben auf diese Weise auch sehr wenig gemeinsame Zeit verbracht.
Daher verstehen wir uns in dem Punkt blind, ja fast schon seelenverwandt und verbringen so viel Zeit wie möglich.
Wir Ihr seht können beide Situationen dazu führen am Ende zu wenig Zeit miteinander zu verbringen. Geld ist zwar beruhigend, aber wenn der Fokus nur auf dem Geld verdienen liegt, ist alles wertlos. Keine Uhr der Welt ersetzt den Moment der Zweisamkeit.
Wir sind beide durch unseren Ursprung von Natur aus motiviert etwas zu bewegen. Reman, weil ihm immer gesagt wurde, Du schaffst das nicht und er dann extra zeigen will, dass er alles kann und ich, weil mir beigebracht wurde selbstbewusst durch das Leben zu gehen.
Zurück zur Frage. Ja ich denke, wir sind auch Teil des Leistungsdrucks der Gesellschaft, mit dem Unterschied, dass wir den Rahmen selbst festlegen. Es gab schon Zeiten, da hätten wir das Geld so dringend gebrauchen können, aber wir haben abgesagt, weil wir es nicht mit unseren Werten vereinbaren konnten.
Ich erinnere mich noch, wie ein Kunde sagte, ich gebe Ihnen 5.000 EUR, wenn ich Ihnen meinen Kangal vorbeibringen kann und Sie ihn wieder hinbekommen. Ich sagte ihm, er kann sein Geld behalten und für viel weniger einfach das umsetzen, was ich ihm in seinem Trainingsplan aufgeschrieben habe.
Man sollte sich im Allgemeinen nicht so verrückt machen lassen und seinen Lebensstandard daran anpassen, was man wirklich braucht, um zufrieden zu sein. Wer nach dem höchsten Standard strebt, geriet schnell in eine Spirale, in der man nur noch für diesen Standard arbeitet.
Es gibt da einen Satz: Ich kaufe Dinge mit Geld, das ich nicht habe, um Menschen zu beeindrucken, die ich nicht mag.
Wir hatten mal Freunde, bei denen waren wir zu Weihnachten eingeladen und gleich an der Eingangstür riss und der Junge das Geschenk aus der Hand. Er bekam mehr Geschenke als man auspacken kann, doch das Wichtigste fehlte.
Die Aufmerksamkeit und Zeit für den Jungen, sodass er zur besten Zeit an Heiligabend den 3 Meter hohen Baum umwarf. Die Geschenke konnten die Liebe nicht ersetzen.
Nachdem man ihm die Mandeln entfernt hatte, kam er mal einen ganzen Tag zu uns und wir spielten im Garten und tobten wie die Wilden. Als wir ihn ein paar Tage später sahen, flüsterte er in meine Ohren. Bald bin ich wieder krank, darf ich dann zu Euch kommen?
Das war der Moment, an dem mir klar wurde, dass wir alles richtig machen.
Ein Teil der Leistungsgesellschaft zu sein, ist in Ordnung, aber wir sollten selbst entscheiden, wie weit wir gehen und dabei den Fokus auf das Wichtigste legen. Die Menschen, die wir lieben, weil denen müssen wir überhaupt nichts beweisen, vor denen sind wir mit Jogginghose genauso viel wert wie mit teuren Designerschuhen, ansonsten wären es auch die falschen Leute.
Liebe Grüße
Claudia & Reman