04/09/2017
Schwörer sehr gut ausgelastet
Bau – Fertighausanbieter mit Hauptwerk in Hohenstein hat Belegschaft in den vergangenen Monaten deutlich aufgestockt
VON UWE ROGOWSKI
HOHENSTEIN-OBERSTETTEN. »Die Absatzlage ist ausgezeichnet«, stellt Johannes Schwörer im Gespräch mit dem GEA fest. Der geschäftsführende Gesellschafter der Unternehmensgruppe Schwörer mit Hauptstandort in Hohenstein-Oberstetten verweist darauf, dass bei einer allgemein gut laufenden Baukonjunktur die Fertighausanbieter zuletzt Marktanteile gegenüber dem Massivbau gewonnen hätten. »Wir könnten derzeit 50 bis 60 Menschen mehr beschäftigen«, sagt Schwörer. Dabei sei die Belegschaft in den vergangenen zwölf Monaten bereits von 1 695 auf 1 746 Personen aufgestockt worden – darunter seien jeweils knapp 100 Auszubildende in 18 Berufen. In Oberstetten habe sich die Zahl der Mitarbeiter von 1 397 auf 1 442 erhöht.
»15 Jahre lang ist in Deutschland zu wenig gebaut worden«, erklärt Schwörer. Nun herrsche Nachholbedarf. Als ehrenamtlicher Präsident des Hauptverbands der Deutschen Holzindustrie (HDH) und des Bundesverbands Deutscher Fertigbau hat er nicht nur die eigenen Betriebe im Blick. Während im vergangenen Jahr die Zahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland insgesamt um 1,5 Prozent auf knapp 107 000 gewachsen sei, habe der Fertigbau um 6,4 Prozent auf 19 000 zugelegt.
Fertigbauquote gestiegen
Dies bedeute einen Marktanteil von knapp 18 Prozent – vor zehn Jahren habe die Fertigbauquote noch bei 14 Prozent gelegen. Von Januar bis Juni dieses Jahres seien mit über 9 800 Häusern 4,1 Prozent mehr Fertighäuser genehmigt worden als im Vorjahreszeitraum. Der Marktanteil der Fertigbauweise sei dadurch erneut (auf über 19 Prozent) geklettert. Baden-Württemberg sei unter den Bundesländern Spitzenreiter. Dort sei bei Fertighäusern 2016 mit einem Anteil von 30,6 Prozent erstmals die 30-Prozent-Marke geknackt worden. Im ersten Halbjahr 2017 habe die Fertigbauquote im Südwesten sogar bei 33,1 Prozent gelegen.
Schwörer nennt als wichtige Gründe für die zunehmende Akzeptanz der Vorfertigung die energiesparende Konstruktion und Haustechnik, die kurze Montagezeit und die Kalkulationssicherheit. »Ich glaube, dass die Zahl von etwa 100 000 Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser aufgrund der hohen Grundstückspreise nicht weiter wächst. Der Fertighausanteil ist bei 20 Prozent aber noch nicht am Ende.« Die 47 Mitgliedsfirmen im Bundesverband Deutscher Fertigbau, die alle über 50 Häuser pro Jahr herstellten, sowie die bundesweit zwischen 300 und 400 weiteren Anbieter mit unter 50 Häusern pro Jahr dürften gut beschäftigt bleiben.
Die Schwörer KG hat ihrem Chef zufolge im vergangenen Jahr 981 Fertighäuser der Marke Schwörer abgesetzt. Im außergewöhnlich guten Vorjahr seien es sogar 1 082 gewesen. Verkaufshemmend wirkten bei guter Auftragslage zu lange Wartezeiten bis zur Montage eines Hauses: »Ab einem Jahr wird’s kritisch.« In den Montagetrupps für Haus- und Kellerbau sowie Kundendienst und Modernisierung von Schwörer arbeiteten 350 Personen; besonders dort gebe es die erwähnten offenen Stellen. Dennoch zeigt sich Schwörer zuversichtlich: »Auch 2017 sind im Vertrieb 1 000 Häuser erreichbar.«
Seit den 1960er-Jahren sind über 40 000 Schwörer-Häuser entstanden. Absatzschwerpunkte sind Süddeutschland und die Schweiz. Exportiert wird auch nach Luxemburg, Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich und Österreich. Bundesweit gibt es 60 Musterhäuser, in denen sich Bauherren Anregungen für ihr neues Zuhause holen können. Zwei Schwörer-Musterhäuser sind nunmehr aufgrund einer Marketing-Kooperation mit Ikea-Möbeln eingerichtet.
Wegen der großen Anziehungskraft von Städten wolle die Gruppe ihre Kernkompetenzen auch auf den Mehrgeschossbau übertragen, so Schwörer. In dieser Hinsicht verspreche er sich auch vom derzeit entstehenden Hotel der Familie Kern in Walddorfhäslach viel. In Pfullingen und Hamburg gebe es bereits Referenzprojekte. »Gespräche über weitere Vorhaben laufen.«
»Flying Spaces« gefragt
Unverändert gut sei die Nachfrage nach »Flying Spaces«. Dabei handelt es sich um seit sechs Jahren angebotene bezugsfertige Raummodule, bis zu 14,5 Meter lang und bis zu 4,35 Meter breit, die als An- oder Aufbau erweiterte Flächen für Wohn- und Bürozwecke bieten oder als Minihäuser dienen. Bislang seien über 200 Stück verkauft worden. Der geplante Neubau einer Halle für die Produktion dieser »Flying Spaces« verzögere sich. Es seien noch Probleme im Genehmigungsverfahren zu lösen, so der Firmenchef.
Im 46 Hektar großen Hauptwerk in Oberstetten werden außer Holzhäusern Lüftungsanlagen und Gartenhäuser gefertigt. Zudem gibt es dort ein Sägewerk und eine Holzverarbeitung. »Holz ist unser Stamm-Kapital«, sagt Schwörer schmunzelnd. 35 Prozent des Holzes würden für die Fertighäuser verwendet, 65 Prozent gingen an Bau- und Möbelindustrie. Mit 30 Millionen Euro Umsatz sei die Holzindustrie zweitgrößtes Geschäftsfeld.
Des Weiteren steht der Unternehmensverbund für den Bau von Liaporhäusern (Marke Kastell) und stellt Garagen, Fertigteilkeller, Fertigbadsysteme für Hotels und Krankenhäuser sowie Gewerbebauten her. Außer in Oberstetten gibt es Standorte in Sigmaringen, Veringenstadt, Haigerloch-Stetten, Weißenthurm (Rheinland-Pfalz), Coswig (Sachsen-Anhalt), Ahrensfelde (Brandenburg) und Aadorf (Schweiz). (GEA)