02/02/2021
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Fassaden der nördlichen Seite der Niederhutstraße in Ahrweiler. Herausragend nicht nur in des Wortes Sinne das Jugendstilhaus „Wilhelm Busch“ . Erbaut 1906 durch den jüdischen Kaufmann Joseph Heymann. Mit den für die damalige Zeit in Ahrweiler völlig neuen Jugendstilelementen. Es war das erste Jugendstilhaus in Ahrweiler. Das viergeschossige Gebäude ist zwölf Meter hoch, ungefähr so hoch wie die Nachbarn. Das Haus besitzt auf seiner rechten Seite einen turmartigen Aufbau. Diese Asymmetrie ist typisch für den Stil. Den Mittelpunkt des Gebäudes bildet ein zweigeschossiger Erker, der an die oberen beiden Stockwerke angebaut ist. Typisch für den Jugendstil, der gerade Linien und rechte Winkel ablehnt, ist die geschwungene Linienführung des Gebäudes und der Fenster. Trotz ihrer Zugehörigkeit zur jüdischen Minderheit in der Stadt Ahrweiler führte die Familie Heymann ein florierendes Unternehmen, begründet vermutlich durch ihre Freundlichkeit und Sachkompetenz. Nach dem Tod des Sohnes der Erbauer, Moses Heymann 1930, führte dessen Ehefrau Meta Heymann die Geschäfte ihres Mannes weiter. Frau Heymann verkaufte das Gebäude schließlich 1938 an Wilhelm Busch Senior, der hier wiederum ein eigenes Textilgeschäft eröffnete. Das Geld nutzte Frau Heymann, um das Deutsche Reich noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges zusammen mit ihren Kindern zu verlassen und nach Jerusalem auszuwandern. Bereits im Jahr 1939 hätte ein Verkauf des Gebäudes aufgrund des Gesetzes zur „Entjudung der Städte und Dörfer im deutschen Reich“ nicht mehr stattfinden können.
☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆