21/01/2025
The business of business is business.
Elon Musk wurde als Fake-Gamer entlarvt, der mit hochgeleveltem Charakter spielt, aber keine Ahnung vom Game hat. Warum er das macht, ist eine Frage für den Psychiater.
Musks Reaktion auf die Kritik zeigt aber einmal mehr: Das Gerede von “Free Speech” ist Humbug. 🧵
Musk gibt sich gerne als Kämpfer für freie Rede. Mark Zuckerberg hatte unlängst, pünktlich zu Trumps Amtsantritt, eine MAGA-Bekehrung und ist jetzt auch gegen "Zensur" und für Free Speech.
In Wahrheit "zensieren" sowohl X als auch Meta nach wie vor am laufenden Band.
Nachdem ein prominenter Videospiel-Streamer Musk für seinen Gaming-Lügen kritisierte, reagierte Musk mit einer Einschränkung des X-Kontos des Streamers (und der Veröffentlichung von Direktnachrichten, mit denen sich Musk selber in die Pfanne haute).
Erst im Dezember liess Musk zahlreiche Konten von MAGA-Anhängern einschränken oder sperren, weil sie Musk für seine wohlwollende Haltung gegenüber einer Form der Arbeitsmigration kritisierten.
Der MAGA-Bürgerkrieg hat begonnen
Sie vergötterten Elon Musk. Jetzt hassen sie ihn.
Auch Meta löscht nach wie vor weit mehr als nur strikt illegale Inhalte. Zum Beispiel ist Nacktheit auf Facebook, Instagram und Threads kategorisch verboten. Genauso wie Echtzeit-Daten von Privatjets, die Leuten wie Musk oder Zuckerberg gehören.
Wenn Musk, Zuck und Co. "mehr freie Rede" fordern, meinen sie nicht wirklich mehr freie Rede. Ihr Pseudo-Aktivismus ist eine blosse PR-Taktik, um Regulierung ihrer Plattformen als "Zensur" darzustellen.
Den Tech-Milliardären ist die EU ein besonderer Dorn mit Auge. Zuckerberg beklagt, die EU wolle "Zensur" institutionalisieren. Um was geht es? Der "Digital Services Act" (DSA) reguliert grosse Plattformen zugunsten der User sanft, aber aus Sicht der Plattformen kostspielig.
Der DSA schreibt z.B. vor, dass es für User möglich sein muss, die Löschung von Inhalten oder die Sperrung von Konten bei den Plattformen anzufechten. Auch müssen die Plattformen ihre Content-Moderation-Entscheidungen in einer öffentlichen Datenbank dokumentieren.
Der DSA schreibt auch vor, dass grosse Plattformen einen jährlichen Bericht zu systemischen gesellschaftlichen Risiken im Kontext ihrer Dienste veröffentlichen müssen, inkl. einer unabhängigen Prüfung. Auch das ist für die Plattformen ärgerlich, weil es Mehraufwand bedeutet.
Tech-Unternehmen wollen, wie jedes Unternehmen, Gewinne maximieren (das ist kein Vorwurf). Regulierung bedeutet geringere Gewinne. In der aktuellen politischen Konstellation ist das trumpistische "Free Speech"-Framing nützlich, um Regulierung zu bekämpfen.
Das alles ist kein Geheimnis. Zuckerberg erklärte seinen Kurswechsel ausdrücklich damit, dass er mit Trump die Regulierungsbestrebungen der EU ausbremsen will.
Menschen, die auf die "Free Speech"-Theatralik reinfallen, werden genauso enttäuscht sein wie Menschen, die in den Jahren zuvor auf die pseudo-progressive "Safe Space"-Theatralik der Plattformen reingefallen sind. Beides ist nur PR, um von ökonomischen Interessen abzulenken.
Es gibt keine "guten" Plattformen. Es gibt keine "schlechten" Plattformen. Tech-Unternehmen sind amoralisch. In den Worten Milton Friedmans: The Business of Business is Business. Moralisierung in egal welche Richtung ist PR, die je nach politischer Windlage anders ausfällt.
Wir dürfen als demokratische Gesellschaften darum eines nicht vergessen: Wie mit den negativen Externalitäten, die die Social-Media-Unternehmen verursachen, umzugehen ist, entscheiden wir, nicht sie.
Mehr dazu in meinem Newsletter.
markokovic.substack.com/p/social-media…
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Social-Media-Unternehmen sind nicht deine Freunde. Freie Rede, Externalitäten und warum es keine "guten" Plattformen gibt.