
26/01/2025
BUCHAUSZUG „BEKEHRUNG MIT DER BOHRMASCHINE“ ,
ÄRZTIN ÜBER IHREN BESUCH BEI MARLON
SPIRITUELL SEIN ODER NICHT SEIN
Unter diesem Titel wird das Buch einer erfahrenen Ärztin erscheinen, die mit uns im November in Südbrasilien im großen Heilungszentrum von Marlon Santos war. Im Vorgriff auf die Neuerscheinung lesen Sie Ausschnitte aus dem Buch-Kapitel 11 „Bekehrung mit der Bohrmaschine“. Dieses Kapitel hat sie noch während der Reise geschrieben und uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellt. Wenn Sie sich inspiriert fühlen: unsere nächste Reise DAS WUNDER GÖTTLICH-GEISTIGER HEILKRAFT findet statt vom 09. – 31. März.
Ich empfehle Ihnen von Herzen die spannende Lektüre, die eine gute halbe Stunde in Anspruch nimmt. Deshalb schon einmal vorab.
LESEPROBE AUS DEM NOCH NICHT VERÖFFENTLICHTEN BUCH:
SPIRITUELL
SEIN ODER NICHT SEIN
11. KAPITEL (Auszüge)
BEKEHRUNG MIT DER BOHRMASCHINE
„ Ohne ein Kapitel über Marlon wäre Dein Buch unvollständig! “ Der Reiseveranstalter Victor, mit dem ich schon mehrfach nach Brasilien geflogen war, beschrieb voller Begeisterung die operativen Eingriffe jenes Volltrance-Mediums, das er kürzlich aufgesucht hatte. „So etwas hast Du noch nie gesehen! Wir werden demnächst eine Reise dorthin für Ärzte, Therapeuten und Heiler organisieren. Du solltest unbedingt mitkommen! Du darfst die Operationen von ganz nah filmen und ein paar unserer unglaublichsten Fotos für Dein Buch verwenden . . . .
Im Flughafen von Porto Alegre traf ich mit Freude und Erleichterung Ayana, Victor, sechs weitere, aufgeschlossene Reiseteilnehmer und eine herzliche Brasilianerin, die schon im Heilungszentrum von João de Deus über dreißig Jahre mitgeholfen hatte. Bei hochsommerlichem Wetter fuhr uns ein komfortabler Kleinbus in Richtung Norden. Die Schnellstraße folgte in weiten, sanften Kurven und leichtem Auf und Ab dem Relief einer ausgedehnten Hügellandschaft. Der Straßenrand war gesäumt von hoch aufgeschossenen Laubbäumen, die gelegentlich in Reihen zu einem lichten Wald gepflanzt worden waren oder sich mit Palmen, Kiefern und dichteren Bäumen mischten. Dahinter verlor sich der Blick in weitem, steppenartigem Weideland mit kleineren Rinderherden, riesigen umgepflügten Feldern, und an wenigen Orten sogar unter Wasser stehenden Reisfeldern. Gelegentlich spiegelte sich der blassblaue, von aufgebauschten Wolken überzogene Himmel in kleineren Seen und Teichen. Vereinzelt erspähte ich dort Störche, Kraniche und sogar lachsfarbene Flamingos. . . .
Victor und die brasilianische Reisebegleitung nutzten die Busfahrt für spannende Anekdoten über Spiritismus, Geistheilungen, Marlon Santos und andere der ungefähr zwölftausend Heiler Brasiliens. Marlon war besonders bekannt für seine spektakulären Heilmethoden, unter anderem den gelegentlichen Einsatz einer Bohrmaschine. Die Patienten erhielten wie bei João de Deus weder eine Narkose, noch Schmerzmittel, noch Antibiotika, und nicht einmal eine Desinfektion der Haut – zumindest nicht auf der sichtbaren Ebene.
Marlon war schon als Kind hellsichtig gewesen und eignete sich leidenschaftlich gerne Wissen an. Er hatte unter anderem Theologie, Biologie, Virologie, Agrarwissenschaft, Agrartechnologie und Politikwissenschaft studiert und sechs Universitätsdiplome sowie weitere Zertifikate erworben. Zur beeindruckenden Vielfalt seiner Tätigkeiten zählte außerdem die Politik. So hatte er jahrelang als Bürgermeister zum wirtschaftlichen Aufschwung seiner Heimatstadt Cachoeira do Sul beigetragen und als Landes- und Bundesabgeordneter, sowie als Präsident der Abgeordnetenkammer seines Bundesstaates gewirkt. Durch seine Integrität und vermutlich auch dank seines medialen Weitblicks konnte er sich große Anerkennung erwerben und dadurch sein bedeutendes Heilungszentrum schützen - bislang. Denn auch in Brasilien sind operative Eingriffe eigentlich nur Medizinern erlaubt, und so strengte die Ärztekammer derzeit einen millionenschweren Prozess gegen Marlon an, vermutlich eher aus politischen als aus fachlichen Gründen.
Denn hinsichtlich der Heilerfolge konnten die Ärztekollegen in keinster Weise mit Dr. Ricardo, dem von Marlon seit 1999 inkorporierten Geistwesen, und seinem geistigen Team konkurrieren. Der ursprüngliche Dr. Richard Stein hatte in München sowie ein Semester lang in Oxford Medizin studiert, und war auf Chirurgie und Pathologie spezialisiert gewesen. In der Zeit des zweiten Weltkriegs hatte er an der Front gearbeitet, vermutlich allerdings nicht als verantwortlicher Militärarzt. Doch hatte er wohl auch an unethischen Experimenten teilgenommen, die er nun durch unermüdliches Operieren wiedergutmachen wollte. Jeden Samstag übernahmen er und andere geistige Ärzte seiner Gruppe von morgens früh bis spät nachts Marlons Körper, ohne jegliche noch so kurze Pause, und halfen dabei kostenlos jeweils Tausenden Patienten mit energetischen und bis zu hundert sichtbaren Eingriffen am Tag. Ein riesiger, unsichtbarer Mitarbeiterstab unterstützte ihn dabei, so dass am selben Patienten mehrere spirituelle Eingriffe gleichzeitig vorgenommen werden konnten.
Um jeden Patienten wurde von den Geistwesen ein großes Energiefeld aufgebaut. Wie bei João de Deus fanden die Narkosen durch geistige Anästhesisten statt, so dass die Patienten auch während der sichtbaren Operationen völlig schmerzfrei und entspannt waren. Erstaunlicherweise konnten auch rein energetische Interventionen handfeste materielle Ergebnisse erzeugen. So waren bei einem Brasilianer nach einer rein energetischen Wirbelsäulen-Operation auf dem späteren Röntgenbild ganz klar zwei Schrauben zu sehen. Auch die Wundheilung verlief viertausend Mal schneller als normal.
Trotz dieser überragenden Möglichkeiten waren auch den geistigen Ärzten Grenzen gesetzt. Die Heilerfolge hingen stets vom Willen und der Fähigkeit jedes einzelnen Patienten ab, an seiner persönlichen Weiterentwicklung zu arbeiten, seinen Bewusstheitsgrad zu erhöhen und sein Denken, Fühlen und Handeln liebevoller, altruistischer und ethischer zu gestalten. Bei Krankheiten karmischer Art, die zur Sühne für vergangene Schuld entstanden waren, konnte eine Heilung sogar völlig ausbleiben, es sei denn, die betreffende Person konnte ihr negatives Karma auf andere Weise wiedergutmachen. Auch wer vollständig geheilt worden war, tat gut daran, sich weiterhin um persönliches Wachstum zu bemühen. Denn wenn sich alte, krank machende Mechanismen wieder einschlichen, waren einem Rückfall Tür und Tor geöffnet.
Bei Dunkelheit erreichten wir unser Hotel in Cachoeira do Sul und begaben uns sogleich zur Ruhe. Denn am nächsten Tag holten uns noch vor Morgengrauen drei Taxis zu Marlons Heilungszentrum ab. Der Vollmond hing hell und groß über den Hügeln und schimmerte malerisch durch nachtschwarze Baumsilhouetten. „Er verstärkt die Energie“, freute sich Ayana. Der staubige Parkplatz war bereits mit Autos und Bussen gefüllt, und Besucher strebten in kleinen Grüppchen auf einen schlichten, spärlich beleuchteten Gebäudekomplex zu. Von außen hätte man eher eine Fabrik- oder Lagerhalle darin vermutet. Schilder und weiß gekleidete Helfer ermahnten bereits im Außenbereich regelmäßig zur Stille, für die innerliche Vorbereitung.
Die Warteschlange schob sich langsam in einen weiträumigen Saal, der in verschiedene Bereiche unterteilt war. An den weiß gestrichenen Wänden und Abtrennungen hingen einige Heiligenbilder sowie das gezeichnete Porträt des Dr. Ricardo. Der klare, sehr präsente Blick seiner hellblauen Augen schien den Betrachter wie mit Röntgenstrahlen zu durchleuchten. Aus den Lautsprechern erklangen leise die sanfte Melodie einer glockenhellen Frauenstimme, ein gregorianischer Gesang oder klassische Geigenmusik. Sie vermengten sich mit dem Murmeln von Hunderten an Besuchern zu einer einschläfernden Geräuschkulisse und wurden nur übertönt vom unbekümmerten Zwitschern eines Spatzes, der auf den Balken unterm Dach herumhüpfte.
Nun begann der lange ersehnte, erste Behandlungstag. Zur Einstimmung wurden wiederholt das Vaterunser und das Ave Maria gebetet, was im brasilianischen Portugiesisch besonders schön klang. Wir lauschten in einem seitlichen Teil des Saales, in dem etwa hundertfünfzig Liegen dicht an dicht paarweise für die unsichtbaren Operationen aufgereiht waren und vorerst als Sitzgelegenheit dienten. Später wurden uns Plätze auf weißen Plastikstühlen im Hauptteil des Saales zugewiesen. Von dort aus blickte man auf eine Reihe von zehn Liegen an der Kopfseite des Saals. Darauf lagen bereits Patienten für die sichtbaren Eingriffe, welche auch auf großen Bildschirmen an den Wänden übertragen werden sollten. Schlichte Stehlampen zwischen den Liegen wurden für das Beleuchten des Operationsfeldes mal nach rechts, mal nach links gedreht. Skalpelle, Klemmen, Kompressen und anderes chirurgisches Material waren sauber, jedoch ohne sterile Verpackung auf kleinen Wägelchen angeordnet, um von Liege zu Liege geschoben zu werden. Angehörige durften auf Schemeln daneben sitzen, während sich Helferinnen und Helfer in weißer Kleidung freundlich, mit leiser Stimme und ruhigen Gesten allseits zu schaffen machten. Einige hatten ihre Haare unter Operationshauben gesteckt, manche trugen dünne, unsterile Plastikhandschuhe. Sie wirkten geschickt und erfahren. Wie ich später erfuhr, handelte es sich um schulmedizinisch ausgebildetes Personal, insbesondere Ärzte und Krankenschwestern, die nach Marlons Eingriffen die Wundversorgung und chirurgischen Nähte übernahmen.
Pünktlich um sieben Uhr erschien Marlon auf einem Podest für seine einleitenden Erklärungen, die wir auf einem der Bildschirme verfolgen, aber nicht verstehen konnten, da sie nicht übersetzt wurden. Marlon war etwa fünfzig Jahre alt, eher klein gewachsen, jedoch kräftig gebaut und trug ein schlichtes, dunkelgrünes T-Shirt sowie dunkelgrüne Jeans unter einem kurzärmeligen, weißen Kittel. Sein akkurat geschnittener, kurzer Bart umrahmte ein rundes, freundliches Gesicht. Wenn Marlon eine chirurgische Maske aufzog, blieb seine Nase oft unbedeckt, und auch ansonsten schien er sich keine Sorge um Infektionsgefahr zu machen.
Dem Moment der Inkorporation konnten wir leider nicht beiwohnen, durften danach jedoch Marlon umso näher bei den sichtbaren Eingriffen zuschauen. Man sah ihm nicht auf den ersten Blick an, dass er sich in Volltrance und unter Führung eines Geistwesens befand, doch in seinen Augen fehlte das herzliche Leuchten, das wir später bei einem persönlichen Treffen beobachten durften. Er ging gelassen und zielstrebig von einer Liege zur nächsten, umringt von einem Dutzend Mitarbeiter und Zuschauer, sowie einem hochgewachsenen, jungen Mann mit Filmkamera. Er duldete sie erstaunlicherweise dicht hinter und neben sich, auch während der sichtbaren Eingriffe, obwohl keiner von ihnen eine Maske trug oder steril gekleidet war. Unser Neurochirurg freute sich, dass Dr. Ricardo ihn sogleich als Kollegen erkannte und bereitwillig Auskunft über die betreffenden Erkrankungen erteilte. Er und seine Frau, eine erfahrene Hebamme, standen oft unmittelbar neben den Patienten und konnten aus nächster Nähe zahlreiche Eingriffe filmen. Ein anderer Reiseteilnehmer durfte sogar den bloßen Finger tief in eine Wunde stecken, so wie der ungläubige Jünger Thomas bei Jesus.
Marlon selbst streifte einfache, unsterile Plastikhandschuhe über, die er immerhin bei jedem Patienten wechselte. Zu Beginn einer Behandlung steckte er sich eine kleine Spritze voll Ultraschall-Kontaktgel zwischen die Lippen und drehte sie im Mund hin und her, um etwas Speichel beizumischen. Dadurch, so erklärte uns Marlon später, werde etwas von seinem Ektoplasma übertragen. Dann steckte er eine Injektionsnadel auf und spritzte das Gemisch in das zu behandelnde Gewebe, sogar in äußerst empfindliche Körperstellen wie Augenlider. Diese wurden dementsprechend so stark aufgedunsen, dass ich es vorzog wegzuschauen. Die ältere Patientin jedoch hielt völlig still und gab nicht den geringsten Laut von Schmerz oder Angst von sich, als sei sie bereits zuvor mit unsichtbaren Beruhigungs- und Betäubungsmitteln ruhiggestellt worden. Offen gestanden traute ich mir keineswegs so viel Mut und Vertrauen zu wie sie.
Genauso ruhig blieben auch alle anderen Patienten, selbst während Marlon ihnen mit unsterilem Skalpell teils mehrere Zentimeter tief ins Gewebe schnitt und den linken Zeigefinger ausgiebig und fächerförmig in die Wunde bohrte. Zu allem Überfluss ließ er dabei den Blick gelassen in die Runde schweifen, als ob der Eingriff ihm keine besondere Aufmerksamkeit abverlangte. Mit der größten Selbstverständlichkeit operierte er in bunter Reihenfolge Krampfadern, entnahm Fettgeschwulste oder ein gefäßnahes Krebsgebilde aus der Brust einer älteren Frau, entfernte überhängende Hautfalten an oberen Augenlidern, operierte am Augapfel selbst, arbeitete an diversen Gelenken wie dem Karpaltunnel eines Handgelenks und der Wirbelsäule.
Unsere Gruppe hatte das Glück, aus nächster Nähe oder zumindest auf dem Bildschirm einen Eingriff mit der Bohrmaschine zu sehen. Die Patientin litt offensichtlich an einem Hüftleiden. Sie verharrte geduldig in Seitenlage, so dass Marlon ungestört seine Bohrmaschine ansetzen und deutlich hörbar in Betrieb nehmen konnte. Mit aufgerissenen Augen und angehaltenem Atem beobachtete ich, wie der Bohrer einen immer tieferen Trichter ins Muskelgewebe grub. Marlon ließ die weit klaffende, erstaunlich wenig blutende Wunde einen Moment lang offen stehen, bevor er zur nächsten Person hinüberging und das Zunähen einem der assistierenden Ärzte überließ. Das Betrachten dieser unglaublichen, wundersamen Szenen setzte mein Denken wortwörtlich außer Betrieb. In meinem Geist herrschte schlichtweg nur Stille. Ich hätte nicht einmal die Frage beantworten können, was ich vom Erlebten hielt. Zum Glück verlangte Dr. Ricardo von den Patienten nicht, ihm blindlings zu vertrauen und an Wunder zu glauben, um geheilt zu werden, sondern lediglich, dass sie das Geschehen aufmerksam beobachteten. Der Glaube stellte sich vermutlich umgekehrt erst nach dem erlebten Wunder ein, quasi als Bekehrung mit der Bohrmaschine.
Bereits am Vormittag heizte sich das Gebäude unangenehm auf, obwohl die weit oben befindlichen Fenster aus Milchglas mit weißer Farbe gestrichen und durch mittelblaue Vorhänge abgedunkelt waren. Im Dach aus gewellten Eternitplatten waren Ventilatoren eingelassen, die unter ständigem Surren kühle Luftzüge erzeugten. Ähnliche, an den Wänden befestigte Geräte versprühten zur Erfrischung feinen Wassernebel. An der Frontseite des Saals wurde die Nummer desjenigen Busses aufgehängt, dessen Fahrgäste sich als nächste auf die Liegen begeben durften. Endlich kam unsere Gruppe an die Reihe. Wir gingen zurück in den seitlichen Teil des Gebäudes und streckten uns auf den Liegen aus, in Erwartung der unsichtbaren Eingriffe. Ich wollte mich innerlich durch Meditation und Gebet darauf vorbereiten, stellte jedoch fest, dass noch immer keine Gedanken meine innere Stille störten. Stattdessen nahm ich eine feine, hohe Energie in mir und um mich herum wahr. Handelte es sich um jenes Energiefeld, von dem berichtet worden war? Am liebsten wäre ich hier noch viel länger liegen geblieben.
Marlon erschien in Begleitung einiger Helfer und unserer brasilianischen Reiseführerin, der wir zuvor unsere Bitten und Beschwerden hatten aufschreiben dürfen. Ich hatte nichts notiert, im Vertrauen, dass die Geistwesen auch ohnedies etwaige Störungen korrekt diagnostizieren und behandeln würden. Dr. Ricardo ließ mir übersetzen, dass ich keine nennenswerten Gesundheitsprobleme hätte, legte kurz eine Hand auf meine Stirn und kniff mir zum Abschied väterlich in die Wange. Zur gleichen Zeit hatte er mit der anderen Hand die Nachbarin auf der Liege daneben behandelt, und ging nun zu den nächsten beiden Patienten.
Nachdem seine Visite mit den geistigen Interventionen beendet war, schickten uns die Helfer in einen Raum am Ausgang des Gebäudes. Dort erklärte ein redegewandter, wie ein Dozent wirkender Herr mit weißen Haaren und Vollbart, welche Regeln wir nach dem Eingriff zu befolgen hatten. Sie ähnelten denjenigen der Casa de Dom Inácio und galten auch bei ausschließlich energetischen Operationen. Denn selbst wenn man außer einer eventuellen Müdigkeit keine Schmerzen verspürte, stellten die unsichtbaren Schnitte eine Belastung für den Körper dar und erforderten Ruhe, gegebenenfalls sogar Bettruhe, Vermeiden körperlicher Anstrengung, eine einfache Diät und Einhalten weniger Vorschriften an den folgenden drei Tagen. Wir sollten reichlich gesegnetes Wasser trinken, das man im selben Gebäudekomplex erwerben und später mit dem gleichen Volumen Mineralwasser strecken konnte. - Die Hälfte unserer Gruppe sollte nach diesen drei Tagen eine zweite Operation auf Distanz im Hotelzimmer erhalten und danach eine erneute Ruhephase einlegen.
Unser Kleinbus wartete bereits am Rande des Parkplatzes. Während der mehrstündigen Fahrt in den bergigen Süden des Landes war die Gruppe auffallend ruhig und müde. Spätabends erreichten wir Gramado, eine gepflegte Kleinstadt mit Thermalbad. Unsere weitläufige, geschmackvoll und großzügig gestaltete Hotelanlage lag etwas außerhalb, und noch im Dunkeln fielen mir auf dem Weg dorthin unzählige, dicht an dicht gepflanzte Hortensien auf, deren helle Blütenstände im Scheinwerferlicht leuchteten. Sie wuchsen ursprünglich wild im Unterholz des Waldes und waren ein Symbol der Gegend geworden.
In den nächsten Tagen durften wir uns ausgiebig erholen. Während andere Reisegefährten im nahen Wald spazieren gingen oder sich im Thermalbad entspannten, begann ich mit dem Schreiben des Kapitels und freute mich, wie flüssig sich die Gedanken aneinander reihten. An einem Abend fuhren Ayana und ich in den adretten Ortskern, der stark von Nachkommen europäischer Auswanderer geprägt und bereits üppig für Weihnachten geschmückt war. In bayrisch oder schweizerisch wirkenden, teils liebevoll mit Fachwerk und Erkern verzierten Gebäuden lockten ansprechende Schaufenster zahlreicher Modegeschäfte, heimelig beleuchtete Cafés und gemütliche Restaurants die vorwiegend inländischen Touristen an. Weihnachtsmänner, überlebensgroße Engel, üppig behängte Christbäume und Lichterketten kontrastierten mit der sommerlichen Hitze, leicht bekleideten Urlaubern, in voller Blüte stehenden, hellblauen Hortensien, riesigen Farnen und bunt blühenden Pflanzen. Der Hotelbus hielt nahe einer Kirche, deren vielfarbige, im alten Stil gestaltete Glasfenster uns als erstes anzogen.
Auf der Suche nach einem einladenden Restaurant gerieten wir auf eine für den Verkehr gesperrte Straße im Zentrum, das offensichtlich für einen Festumzug vorbereitet wurde, zum Auftakt der Vorweihnachtszeit. Von der ersten Etage eines Restaurants aus wohnten wir einem musikalisch und mit Lichteffekten untermalten Umzug bei, der dem Vergleich mit einem Musical oder Karnevalsumzug hätte standhalten können. Zu klassischen Weihnachtsmelodien flog eine Schar weißer Engel auf Rollschuhen graziös wie Eiskunstläufer über die Straße, gefolgt von als Nussknacker, Tannenbäume, Weihnachtsmänner, Glaskugeln, Teddybären und Lebkuchen verkleideten Tänzern. Auf dekorierten Umzugswagen drehte sich ein traditionelles Kinderkarussell und warfen kostümierte Damen aus einem Lebkuchenhaus den Zuschauern Bonbons zu. Wir genossen das fröhliche, farbenfrohe Treiben voller Freude und Leichtigkeit.
Vor dem zweiten Heilungstag bei Marlon hatte Victor zwei interessante Ausflüge organisiert. Wir besichtigten ein NASA-Raumfahrtmuseum, für das ein brasilianischer Milliardär Originalstücke erworben und zahlreiche Replikate hatte fertigen lassen. Der Rundgang begann mit einer Filmvorführung im Planetarium. Es fühlte sich an, als fliege man selber als reines Bewusstsein durchs endlose Universum, inmitten von Sternen, Planeten, wunderschön gefärbten Gaswolken und fantastisch geformten Galaxien, und würde dann von einem riesigen, lärmenden schwarzen Loch verschluckt. Mein Verstand verstummte angesichts der anschaulich erfahrbaren, atemberaubenden Schönheit und Größe der Schöpfung. Mein Körper fühlte sich dabei erstaunlich entspannt an, und mein Energiefeld ausgedehnter als sonst. Hatte die plastische Vorstellung, wie unglaublich weit unser Universum reicht, Einfluss auf die Ausdehnung meines Bewusstseins?
Auf dem Streifzug durch die verschiedenen Teile der Ausstellung erzeugten geschickte visuelle, akustische und motorische Simulationen die Illusion, uns selbst im Aufzug zur Passagierkabine einer Rakete zu befinden und unter heftigem Rattern ins All geschossen zu werden. Im Museum waren unzählige Fotos, anschauliche Grafiken, Original-Filmausschnitte, maßstabsgetreue Modelle von Raketen, Arbeitsplätze des NASA-Kontrollzentrums in Houston, diverse Ausrüstungsgegenstände und Raumanzüge von Apollo-Astronauten sowie Raketenteile zusammengetragen worden. Eine Nachbildung der Mondlandefähre und eines Mondfahrzeuges sowie zwei Schaufensterpuppen in Astronautenanzügen stellten die Mondlandung täuschend echt nach.
Doch ein gewitzter Mitreisender beäugte kritisch den altmodischen, klein dimensionierten Original-Bordcomputer, mit dem damals eine Apollo-Rakete im Weltraum navigiert worden war. „Ein heutiges Mobiltelefon hat im Vergleich dazu mehr Kapazität!“ Er bezweifelte offensichtlich, ob eine Mondlandung mit solch spärlichen Instrumenten tatsächlich hatte bewerkstelligt werden können. Auch mein Informatiker, der kürzlich das NASA-Zentrum von Cape Canaveral mit ähnlichen Ausstellungsstücken besucht hatte, war mit der subjektiven Gewissheit zurückgekehrt, dass das offizielle Narrativ der Mondlandung nicht stimmen könne. . . .
Unser zweiter Ausflug führte in ein Edelsteinmuseum. Daneben war wie ein breitbeinig dastehender Wächter die riesige Geode eines hellgrauen, also noch jungen Amethysten aufgestellt. Mit sechs Metern Höhe und vier Metern Breite war er das größte bekannte Exemplar der Welt. Wir betraten einen künstlichen, einer Kristallmine nachempfundenen Stollen. Er war fensterlos, dunkel gestrichen und wirkte sehr echt, mit einer kleinen Wasserfläche und hier und da rinnendem Sickerwasser. Zahlreiche Geoden aus hellgrauem bis dunkelviolettem Amethyst, dicke Kristallspitzen von klarem Bergkristall, Platten dunkelgelben Citrins und anderer Halbedelsteine waren wie natürlich in die dunklen, felsenartig geformten Wände eingefügt und geschickt von innen beleuchtet. Rostiges Werkzeug, Schutzhelme, Dynamitfässer sowie alte Minenfahrzeuge schufen eine authentisch wirkende Atmosphäre. Am Ausgang schloss sich ein großer Verkaufsraum an, in dem ich für Alexandra ein Armband aus grünem Quarz erstand, als kleiner Trost fürs Zuhause Bleiben, und wegen seiner gesundheitsfördernden Wirkung.
Am Freitag ging es zurück nach Cachoeira do Sul. Marlon hatte Victor ausnahmsweise ein privates Interview mit der Gruppe versprochen. Ansonsten vermied er derlei Treffen und öffentliche Stellungnahmen, da er den Medien wohl keine zuverlässige Berichterstattung zutraute, und seine verschiedenen anderen Aktivitäten ihn ungemein viel Zeit und Kraft kosteten. Victor und die hilfsbereite Brasilianerin hatten ihm unsere Fragen bereits übersetzt zugeschickt. Mit einer geradezu freundschaftlichen Herzlichkeit und Offenheit empfing er uns in einem kleinen Café, abseits in einer schmalen Seitenstraße. Er nahm sich über zwei Stunden Zeit und gab bereitwillig Auskunft zu breit gefächerten Themen, von Persönlichem, der Arbeitsweise der geistigen Ärzte, über die Covid-Krise und die Weltgesundheitsorganisation bis hin zum Ukraine- und Nahostkrieg und vieles andere mehr.
Zu unserer Überraschung erzählte er, dass er im normalen Bewusstseinszustand kein Blut sehen könne. Ayana und ich hatten uns ausgemalt, dass er vor einer Inkorporation bewusst sein Energieniveau erhöhte, durch Meditation oder Gebet, und dass diese Fähigkeit ein Geschenk der geistigen Welt sei. Doch Marlon hatte es nicht nötig, sich auf die Inkorporation vorzubereiten, und empfand diese sogar als anstrengend und unangenehm, begleitet von körperlichem Unwohlsein, Übelkeit und Schwindel sowie je einem Ohnmachtsanfall vor und nach der Inkorporation, gegen die sein Körper sich sogar sträubte und ihn in der Nacht zuvor schlecht schlafen ließ. Freimütig erzählte er, dass seine Gabe eher dem Abarbeiten von schlechtem Karma aus dem Vorleben diente, und es keinen Grund für Personenkult gebe. Vor Marlon hätte bereits ein anderes brasilianisches Medium Dr. Ricardo inkorporiert; doch sein unguter Lebenswandel und Alkoholkonsum hätten der geistigen Welt derart missfallen, dass sie den vorzeitigen Abbruch seiner Inkarnation beschlossen und die Mission stattdessen Marlon übertragen hätte.
Wir baten Marlon auch um Erklärungen zur unglaublich beschleunigten Wundheilung und den Methoden, die seiner Ansicht nach der Schulmedizin um tausend Jahre voraus waren. Dabei vertraute er uns eine weitere, ungewöhnliche Hintergrundinformation an. Demnach stammten seine Heilweisen nicht etwa nur von den verstorbenen Ärzten, sondern auch von technisch weit überlegenen Außerirdischen! Er gehöre selber dazu und komme von den Plejaden! Wir waren zu verblüfft, um Näheres zu erfragen.
Unser Neurochirurg wollte erfahren, ob Marlon sich eine konkrete Zusammenarbeit mit lebenden Ärzten in Europa vorstellen könne? Zu seiner Freude bejahte Marlon, dass dies bereits im Gange sei, und versprach, ihm als Dr. Ricardo am nächsten Tag die entsprechende Einführung oder gar Einweihung für den Kontakt mit dem geistigen Ärzteteam zu geben. Wie der Kollege mir im Nachhinein erzählte, war dabei wohl über die Handinnenflächen ein feinstofflicher Verbindungsaufbau erfolgt. Die Zeit mit Marlon verflog viel zu rasch, und so manche spannende Frage konnte nicht mehr gestellt werden. Zum Abschied nahm Marlon jeden von uns freundschaftlich in die Arme, ohne jeglichen Dünkel und wie eine Bekräftigung seiner Aufforderung, alle Menschen sollten sich brüderlich zusammenschließen und zusammenarbeiten, so wie es die geistige Welt in der Covid-Krise gehofft hatte. . . .
Im weltweiten Maßstab und auch auf Einzelne bezogen beschäftigte mich nun wieder das Thema von Gut und Böse. Marlons und Dr. Ricardos Vorleben ließen mich noch tiefer empfinden, was uns bereits in der Ausbildung in Medialität erklärt worden war: dass die Seelen oft im Wechsel Leben als Täter oder als Opfer durchliefen, um zu lernen und das dabei entstehende Karma in den folgenden Inkarnationen wieder auszugleichen. Ein Unterscheiden der Menschen und ihr Bewerten oder gar Verurteilen als gut und böse machte demnach wenig Sinn. Doch galt es selbstverständlich weiterhin, das Böse in die Schranken zu weisen und sich für das Gute, Wahre, für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit einzusetzen. Bis Gut und Böse, Licht und Dunkelheit sich wieder zu Licht vereinen würden.
Am nächsten Morgen fuhren wir wieder in aller Frühe zu Marlons Zentrum. Der zweite Heilungstag verlief ähnlich spektakulär wie der vorangegangene. Wir begegneten den Patientinnen, die eine Woche zuvor am Auge, an der Hüfte und der Wirbelsäule operiert worden waren und sich nun so frei bewegten, als sei nichts Besonderes geschehen. Auch die Narben waren unauffällig und klein. Wir selbst erhielten unsere post-operative Kontrolle sowie eine weitere unsichtbare Operation, deren Kontrolltermin einen Monat später auf Distanz erfolgen würde.
Dieses Mal hatte ich zwei Bitten aufgeschrieben: Dr. Ricardo möge meine Medialität verstärken und beim Erstellen der Videos helfen. Er las den Zettel aufmerksam durch und ließ mir übersetzen, ich solle weitermachen wie zuvor; später könne ich dann auch über Spiritualität sprechen. Er kniff mich nochmals jovial in die Wange und ging weiter. Ayana hatte auf der Liege daneben gelegen und erzählte später, ein Mitarbeiter sei nochmals zurückgekommen, um meinen Zettel zu fotografieren. Ich war erleichtert, dass Dr. Ricardo keine größere Gefahr für mich vorauszusehen schien. Alleine das würde mir sicherlich bei der Arbeit helfen. Und vielleicht würde mir sogar ein unsichtbarer Kollege beim Schreiben der Texte zur Seite stehen?
Zum Glück litt kein Mitglied unserer Gruppe an einer schweren Erkrankung, so dass wir allerdings auch keine Wunderheilung miterleben konnten. Ein älteres Ehepaar war bereits vor einem Jahr mit Victor zu Marlon gereist und konnte berichten, dass im Laufe dieses Jahres die verschiedenen Beschwerden allmählich verschwunden waren. Wir waren insgesamt glücklich und erfüllt von den vielen Erlebnissen unserer ungewöhnlichen Reise, die sich gewiss noch lange in unserem Leben auswirken würde. . . .