14/02/2017
Die schönste Kölner Liebesgeschichte am Valentinstag
Das Band der Liebe, nacherzählt von Hans-Georg Renner
Im Haus Neuerburg am Gülichplatz war Anfang des letzten Jahrhunderts die Verwaltung der größten deutschen Zigarettenfabrik, die Firma Neuerburg. Herr Neuerburg stiftete 1913 den Fastnachtsbrunnen auf dem Gülichplatz, direkt vor seinem Firmensitz. Auf dem Brunnen sind Reliefs von Paaren zu sehen, es sind die Kölschen Knechte und Mägde. Oberhalb der Paare ist die 5. Strophe des „Kölner Mummenschanz“ von Johann Wolfgang von Goethe eingraviert:
„Löblich wird ein tolles Streben, wenn es kurz ist und mit Sinn;
Heiterkeit zum Erdenleben, sei dem flüchtigen Rausch Gewinn“.
1928 arbeitete im Haus Neuerburg Henni. Henni war eine junge Frau, ausgestattet mit allen Reizen die einen Mann beglücken können und reif für die Liebe. Die Männer die sie kannte, kamen aber allesamt nicht in Frage, denn Henni sehnte sich nach ihrem ganz besonderen Mann.
In ihrer Mittagspause ging sie immer zum Brunnen, träumte von der Liebe und schrieb auf ihren Notizblock, kleine Zeilen voller Sehnsucht oder kleine Liebesgedichte, was ihr Herz gerade bewegte oder erträumte. Danach hielt sie den Zettel unter das Brunnenwasser, damit die Schrift verschwamm und warf den Zettel in den Papierkorb. Sie wollte nicht, dass jemand ihre Zeilen, die direkt aus ihrem Herzen kamen, lesen sollte.
Am Valentinstag im Jahre 1928 war es, da wurde sie ganz dringend aus der Mittagspause zurück zur Arbeit gerufen. Sie konnte in der Eile die Tinte nicht mehr abwischen, aber im Laufen gerade noch den Zettel mit ihren Liebeszeilen zerknüllen und zum Papierkorb werfen. Aber er landete nicht im Korb, sondern auf den Rand und der Wind wehte ihn zurück zum Fastnachtsbrunnen.
Einige Minuten später kam Gregor, ein junger Mann, anmutig und schön, zum Brunnen. Er machte eine kleine Pause, schaute sich den Brunnen an und er sah den Zettel auf dem Boden. Er war nicht der Typ Mann, der jedes Papier vom Boden aufhob, aber merkwürdigerweise fühlte er sich von dem geknuddelten Papier vor seinen Füßen angezogen. Er spürte einen inneren Drang, diesen Zettel doch aufzuheben.
Gregor war von den Zeilen und der Handschrift in seinem Herzen so tief berührt, dass er die Verfasserin unbedingt kennen lernen musste. Er wartete am Brunnen, denn er hoffte, dass diese Frau wieder kam. Aber das Haus Neuerburg hat auf der rückwärtigen Hausseite noch einen Ausgang und so tauchte die Frau nicht auf, die sein Herz sofort erkannt hätte. Es war merkwürdig, aber er fühlte tief im Herzen, dass er weiter warten müsse und wartete auch das ganze Wochenende. Da Warten müde macht, nickte er immer wieder einmal kurz ein. Als er aber am Montag früh zum Brunnen kam, hatte Gregor sich vorbereitet.
Er band sich einen Faden um sein Handgelenk und das andere Ende um den Zettel. Sollte er also nun einmal während des Wartens einnicken, kann ihm der Zettel nicht verloren gehen. Gegen Mittag nickte Gregor, müde vom Warten, tatsächlich ein und kurze Zeit später kam Henni wie gewohnt zu ihrer Mittagspause an den Brunnen.
Sie sah ihren Zettel auf dem Boden, sah daran den Faden der zu Gregor führte, sah Gregor und ihr Herz pochte laut. Sie wusste, dass er der Mann ist auf den sie tief in ihrem Herzen sehnsuchtsvoll wartete und dem ihre Zeilen und natürlich ihre Liebe gehören sollte.
Schnell und aufgeregt zog sie sich einen Faden aus ihrem Kleid, knotete es an den Zettel und das andere Ende um ihr Handgelenk. Dann zupfte sie leicht an dem Faden.
Gregor wurde davon wach, sah den Faden der ihn nun mit Henni verband und sein Herz quoll über vor Glück, denn er sah die Frau seiner Träume direkt vor sich.
Sie umarmten und liebkosten sich innig und leidenschaftlich und beteuerten ihre Liebe zueinander. Sie konnten ihr Liebesglück kaum fassen und vergaßen ihre Fäden, und die Mittagspause, die nun mal leider auch ein Ende hat. Henni wurde also zur Arbeit gerufen und in einem Tanz lösten sie sich von den Fäden. Gregor wartete hier auf sie.
Und jedes Jahr am Valentinstag, ihrem Jahrestag, tanzten sie mit ihren Fäden am Fastnachtsbrunnen, ihren ganz besonderen Liebestanz …
Ich wünsche Euch einen wundervollen Valentinstag :-)
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