14/06/2018
Besonders empfehlenswert: Das Farina Duftmuseum. Es Lohnt sich.
Kölner Köpfe: Johann Maria Farina (1685 - 1766)
Das der Name Kölns in aller Welt bekannt ist, ist nicht zuletzt das Verdienst eines „Immis“ aus Italien.
Giovanni Maria Farina wurde 1685 in der kleinen piemonteser Gemeinde Santa Maria Maggiore geboren, einem Städtchen, das auch zur damaligen Zeit schon – vorsichtig ausgedrückt – ruhig im Abseits des Weltgeschehens lag. Die gut dokumentierte Liebe der Familie zu diesem Ort hielt denn im 18. Jahrhundert etliche Mitglieder nicht davon ab, ihr Glück in der Fremde zu suchen.
Jedenfalls finden sich die beiden Brüder Johann Maria und Johann Baptist Farina nach 1706 als Repräsentanten der Handelsfirma ihres Onkels in Köln. Den hatte es aus Italien nach Maastricht verschlagen. Nach 1709 machten sich die Brüder dann selbstständig.
Es war das Zeitalter des Rokoko. Köln, das den Barock weitestgehend verschlafen hatte und zumindest im Stadtbild noch tief im Mittelalter steckte, erwachte grade vorsichtig aus seiner glorreichen – aber leider auch sehr vergangenen – Vergangenheit als Freie Reichsstadt und begann, sich in der Welt umzuschauen.
Frankreich war damals das modische Vorbild für ganz Europa, und so kamen die Brüder Farina auf die sehr lukrative Idee, Galantariewaren aus Paris zu importieren. Der damalige Ausdruck „französischer Kram“ trifft das Sammelsurium an Produkten auch aus dem heutigen Wortverständnis heraus recht genau: Seidentüchlein, Goldborten, Puder, Perücken, Siegellack und Tabakdosen – ein wildes Durcheinander am Lifestyle-Produkten, wie es auch heute noch in der Innenstadt anzutreffen ist.
1732 starb Johann Baptist und Johann Maria führte das Unternehmen alleine fort.
Ein Produkt, dass die Farinas eigentlich schon seit 1714 im Programm hatten, begann nun allmählich, zum gefragtesten Artikel des Hauses zu werden. Wohl aus Italien hatten die Farinas das Rezept eines „Eau admirable“ mitgebracht. Parfums hatte es natürlich immer schon gegeben, aber der frische Duft nach Bergamotte unterschied sich wohltuend von dem sonst in Köln gebräuchlichen schweren Sandel und Moschus. An der Beschreibung Farinas hätte bis heute jeder Marketingstratege seine Freude:
„Ich habe einen Duft gefunden, der mich an einen italienischen Frühlingsmorgen erinnert, an Bergnarzissen, Orangenblüten kurz nach dem Regen. Er erfrischt mich, stärkt meine Sinne und Phantasie.“ (zitiert nach Markus Eckstein: Cologne, ISBN-13: 978-3761626764)
Der Versandhandel mit diesem Duftwasser aus Köln florierte, wie sehr, lässt sich in der bis heute erhaltenen Geschäftskorrespondenz des Hauses Farina nachlesen. Es ging nach Frankreich, Spanien, Portugal, nach England, in die Niederlande und in die deutschen Kleinstaaten. Selbst in Italien wurde es nachgefragt – als besonders gelungener Reimport des eigene Knowhows, gewissermaßen.
Schon bald hatte sich für diesen Duft ein eigener Name etabliert, der heute auf die Gesamte Gattung übergegangen ist: Eau de Cologne.
Damit hinterließ Johann Maria Farina, als er 1766 starb, nicht nur seinem Neffen ein gut gehendes Duftwasser-Imperium, sondern zugleich der Stadt Köln einen Begriff, der den Namen der Domstadt bis heute weltweit bekannt macht.
-----
Farina Duftmuseum
Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Johann_Maria_Farina_1685-1766.jpg