Die Beisenkampsiedlung in Datteln wurde zwischen 1909 und 1913 im Rahmen des Krupp'schen Wohnungsbauprogramms errichtet. Ziel war es dabei, die Arbeiter durch guten Wohnraum und Gartenflächen für den Gemüseanbau und die Kleintierhaltung sesshaft zu machen und an die Zeche zu binden. Bei der Gestaltung orientierte sich der Architekt Robert Schmohl an den Idealen einer englischen Gartenstadt: Verwen
dung unterschiedlicher Haustypen in einem der Umgebung angepassten Strassenverlauf anstelle monotoner Reihensiedlungen. Zur Auflockerung der Siedlung wurden ansprechend gestaltete Plätze, Grünflächen oder Sackgassen mit eingeplant. Ende der 70-er Jahre wohnten im Beisenkamp rund 3500 Menschen in etwa 300 Einfamilien-Doppelhäusern und 40 mehrgeschossigen Wohnhäusern, überwiegend ehemalige Bergleute der 1971 geschlossenen Zeche Emscher-Lippe. Gut ein Drittel der Bewohner waren derzeit Rentner und Witwen. Der Ausländeranteil, überwiegend türkischer Nationalität war schon damals mit rund 15 % relativ hoch. Auffallend waren die guten nachbarschaftlichen Beziehungen der deutschen Bewohner untereinander, schwierig war das Zusammenleben mit den türkischen Nachbarn, die aber mehr im Randbereich der Siedlung in den Mehrfamilien-Häusern, direkt an der lärmenden Durchgangsstrasse wohnten. Dort blieben sie meist unter sich. Nach den Zechenstillegungen waren Stadtplaner sehr schnell geneigt gewesen, auch die alten Siedlungen abzureissen, um auch dort ''zeitgemäßere'' Wohnblocks zu errichten. Doch schon zu Beginn der 70-er Jahre hatten viele Menschen erkannt, dass die Wohnqualität in einer solchen Siedlung meist wesentlich höher ist, als in modernen Etagenwohnungen in Hochhäusern. Die Siedlungsbewohner, die z.T. schon in der dritten Generation dort lebten, gründeten Bürgerinitiativen und wehrten sich vehement und oft erfolgreich gegen den Abriss. Die intakte Siedlungsstruktur war Ende der 70-er dann durch Privatisierung bedroht. Insbesondere die Einfamilienhäuser waren mit einem Kaufpreis von ca 30.00 - 40.000 DM sehr preiswert und auch für Immobilienspekulation interessant. Durch Zuzug von Nicht-Bergwerksangehörigen änderten sich die gewachsenen sozialen Strukturen. Neu hinzugezogene Hauseigentümer begannen sehr schnell, ihre Häuser - leider nicht immer ins Gesamtbild passend - zu ''modernisieren'' und der architektonische Charakter der ehemals einheitlich gestalteten Gartenstadt-Siedlung änderte sich.