Das Hayungshaus an der Grenze zwischen Geest und Marsch wurde alten Überlieferungen zufolge vor rund 450 Jahren oder sogar bereits um 1500 auf einer hohen Warft ganz in der Nähe des Esenser Hafens am späteren Kanal "Benser Tief" errichtet und beherbergte über einige Jahrzehnte sogar eine Schankwirtschaft. Das Benser Tief gab es in seiner heutigen Form zu dieser Zeit noch nicht ; vielmehr handelte
es sich um das schmalere Klostertief, das Mönche der Klöster Schoo und Oldekloster im 12. Jahrhundert zur Entwässerung ihrer moorreichen Ländereien angelegt hatten. Erst als nach der "Allerheiligenflut" 1570 das ursprüngliche Siel in West-Bense zerstört wurde und der Esenser Hafen an der Harlebucht verlandete, wurde 1619 Bensersiel mit einem kleinen Hafen angelegt. Das "Syhltief" wurde ausgebaut, Baumstämme konnten fortan bis zur Sägemühle am Kolk geflößt werden. Die benachbarte Warft des Hayungshauses wurde zwischenzeitlich immer wieder vergrößert und erhöht. Sibolt Hayungs (1593-1676) war Namensgeber des heutigen Anwesens. Der Standort des Hayungshauses, der von Esens über einen Sandweg erreichbar war, nahm im 19. Jahrhundert an wirtschaftlicher Bedeutung zu, zumal reger Verkehr an der einzigen Verbindung von Esens nach Bensersiel herrschte. Mitte der 1870-er Jahre wurde eine kleine Gastwirtschaft eingerichtet. Man traf sich zum Austausch von Neuigkeiten, zu Sitzungen der Klootschießer und geselligen Tanzveranstaltungen. Auch der Sterburer Gemeinderat tagte im Hayungshaus. Die Gastwirtschaft existierte bis 1911, denn der Ausbau der Bensersieler Straße im Jahre 1885 führte dazu, dass Esenser und Langeoog-Reisende den Weg über das Hayungshaus nicht mehr nutzten. Direkt am Hayungshaus führte zwischen 1909 und 1969 auf der Trasse des heutigen Ostrfriesland-Wanderweges die Kleinbahn von Esens nach Bensersiel vorbei: Rot-Beige-Wagen im "Blumenpflücktempo", die vor allem die Inselreisenden zum Hafen brachten. In den 1970-er und 1980-er Jahren wurde am Hofgebäude vieles renoviert und modernisiert. Aufgrund der historischen Bedeutung sowie der einzigartigen Lage, haben wir uns 2015 entschieden, das Hayungshaus auf der 6500 qm großen, denkmalgeschützten Warft zu erwerben, abzutragen und das Gebäude in gleichen Dimensionen nach neusten Baustandards wieder aufzubauen. Es entstehen in 2017 mehrere Ferienwohnungen sowie Dauerwohnraum.