19/04/2020
EIN HILFERUF FÜR DIE GASTRONOMIE UND HOTELLERIE - BITTE TEILEN
Sehr geehrter Herr Markus Grübel,
Sie kennen unser Haus, Sie waren auch schon einige Male bei uns in Köngen zu Besuch. Daher schreibe ich Sie nun persönlich an. Wir haben vor zwei Jahren im siebenstelligen Bereich investiert und unseren Eingangsbereich, das Foyer, die Rezeption und das Restaurant renoviert. Ebenso haben wir einen Neubau mit 20 Hotelzimmern errichtet. Wir gehen mit der Zeit, machen unseren Betrieb zukunftsfähig und investieren immer in das, was gerade notwendig ist. Wir sind ein florierendes Unternehmen und machen seit über zehn Jahren nur Gewinne, die wir immer in Reparaturen reinvestieren. Hotelzimmer und öffentliche Bereiche werden stark abgenutzt und müssen immer instand gehalten werden.
Unser Haus gibt es seit über 80 Jahren, mein Mann und ich führen es bereits in 3. Generation. Unsere Kinder stehen bereit und würden gerne in unsere Fußstapfen treten. Mit der jetzigen Perspektive ist das allerdings etwas schwierig.
Die Regierung schließt unseren Restaurant-Betrieb, Seminare sind verboten und das seit fünf Wochen und nun, mindestens noch weitere zwei! Das Hotel dürfen wir weiterführen. Leider ist die Belegung hier aber gleich Null.
Wir haben ab dem ersten Tag vorbildlich reagiert und das Haus sofort in den Shutdown versetzt, um jeden Euro zu sparen. Wir haben 45 Mitarbeiter, für die und deren Familien wir Verantwortung tragen. 26 Mitarbeiter sind zu 100% in Kurzarbeit, 8 Azubis muss ich seither bezahlen und beschäftigen. Mit 9 Aushilfen habe ich eine Vereinbarung über das Ruhen des Arbeitsverhältnisses und zwei musste ich entlassen.
Wir haben ein Mitarbeiter-Team auf das ich sehr stolz bin und für das ich alles versuche, damit auch sie diese Krise finanziell und psychisch überstehen. Wir stehen in ständigem Kontakt, tauschen uns aus, ich informiere mich bei der Dehoga und gebe jegliche Hilfestellung an sie weiter.
Es ist mir wohl bewusst, dass nichts mehr so sein wird wie es war. Ich möchte aber alles verhindern, damit ich keinen von ihnen entlassen muss. Wir sind eine Familie, die über Jahre zusammengewachsen ist. Darunter sind viele langjährige Mitarbeiter die 10, 15, 25, 30, 40 ja sogar 47 Jahre bei uns sind. Keinen einzigen möchte ich missen.
Unser Geschäft, und hier spreche ich für alle Gastronomen und Hoteliers, ist von 100 auf Null weggebrochen. Und das wird sich nur langsam und schleppend wieder erholen. Wie sollen wir das schaffen? Das können wir über diese lange Zeit nicht auffangen. Wir bieten einen Mittagstisch an, der auch sehr gut ankommt, aber das ist leider auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ist lediglich Beschäftigungstherapie für meinen Mann und mich.
Wir brauchen JETZT IHRE HILFE!
Wir haben noch nie Hilfe vom Staat gefordert, aber jetzt sind wir diejenigen, die völlig unverschuldet alles verlieren werden.
Sie haben Banken gerettet, die selbst schuld waren und zu hoch gepokert haben! Sie haben die Autoindustrie gerettet und eine Abwrack-Prämie ins Leben gerufen! Sie haben schon viele andere große Firmen in Krisen gerettet!
Jetzt sind wir dran! Wir sind nicht groß, aber wir sind viele, viele Gastronomen und Hoteliers! Und wir tragen keine Schuld. Wir haben keine unternehmerischen Fehler gemacht!
Wir brauchen Ihre Hilfe in Form eines Rettungs- und Entschädigungsfonds und die Einführung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes.
Die bislang getroffenen Maßnahmen der Bundesregierung sowie der Landesregierungen sind ein erster Schritt. Doch leider reicht das nun definitiv nicht mehr aus. Wir brauchen auch keine Kredite, die wir mit 3% Zins wieder zurückzahlen müssen. Von welchem Mehr-Umsatz bitte sollen wir dies erwirtschaften?
Bitte lassen Sie uns nicht im Stich!
Ich würde Sie gerne wieder einmal bei uns verwöhnen dürfen und hoffe, dass es uns dann noch gibt. Denn ich liebe meinen Job.
Bleiben Sie gesund.
Kulinarische Grüße
Nicole Domon
Hotel-Restaurant Schwanen in Köngen
Wir bitten alle, auch im Namen vieler Kollegen, diesen Brief zu teilen - vielen Dank für die Unterstützung!
Bundesregierung
Winfried Kretschmann
Regierungspräsidium Stuttgart