20/11/2016
Mein Name ist Tatjana und ich studiere Romanistik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf.
Dabei habe ich mich für die Sprachen Französisch und Spanisch entschieden und wollte deshalb
unbedingt ein Praktikum in einem spanischsprachigen Land machen. Eine Freundin hat dann zufällig die
Seite Prakticando www.praktikum-lateinamerika.org gefunden und mir diese gezeigt. Man konnte direkt
einige Angaben zu seinem Wunschland, der Dauer des Praktikums etc. machen und somit haben mir
Ulli und Cardenio eine Praktikumsstelle in Curanilahue, Chile angeboten. Das Praktikum selbst sollte bei
einer Organisation namens AcercaRedes stattfinden. Vorab fanden einige Gespräche per Skype statt,
so dass ich bereits vor meiner Reise einige Mitglieder der Organisation kennenlernen konnte. Dabei fiel
auf, wie freundlich und aufgeschlossen der Umgang war. Obwohl ich zu Anfang ziemlich nervös war und
mir Sorgen wegen der Sprache gemacht habe, gab es während der Gespräche immer etwas zu lachen,
man verstand sich auf Anhieb. So entschied ich mich endgültig, das Praktikum zu machen und
verbrachte schließlich die Zeit von August bis Oktober 2016 in Chile.
Nach meiner Ankunft hatte ich zuerst ein paar freie Tage in Santiago und konnte schon mal einen ersten
Eindruck vom Land gewinnen. Im Nachhinein kann ich jedoch sagen, dass die Hauptstadt sich deutlich
von Curanilahue unterscheidet, dem Ort, wo ich später gewohnt habe. In Santiago scheint der
Lebensrhythmus an sich viel schneller und auch stressiger zu sein. Im Vergleich dazu und auch zu
meinem typischen Tagesablauf in Deutschland kam mir das Leben in Curanilahue sehr entspannt vor.
Vielleicht ist es deshalb der Normalfall, dass die vereinbarte Zeit für bestimmte Termine meist nicht
eingehalten wird. Nach einer Zeit gewöhnt man sich aber daran und nimmt es eher mit Humor Auf
den Straßen sind in Curanilahue nicht sehr viele Menschen zu sehen, die meisten kennen sich und
insgesamt war die Atmosphäre sowohl auf der Arbeit als auch zu Hause sehr familiär. Ich wurde dort
häufig gefragt, welche Eigenschaft mir an den Chilenen besonders aufgefallen ist, und würde immer
wieder antworten, dass es die Hilfsbereitschaft ist. Wenn man für eine längere Zeit verreist, ist es das
wichtigste, dass man sich nicht allein fühlt, und das Gefühl hatte ich wirklich an keinem einzigen Tag.
Meine Kollegen beim Praktikum sind alle Mitte bis Ende zwanzig, weshalb wir oft was zusammen
unternommen haben und sie halfen mir immer bei Fragen oder auch mit der Sprache, wenn ich etwas
vorbereiten musste. Meine Gastfamilie bestand aus sechs Personen (und einem süßen Baby), so dass
ich wirklich niemals allein war und mich immer an jemanden wenden konnte, wenn etwas unklar war. In
der Zeit dort haben wir auch einige Ausflüge zusammen unternommen und man hatte den Eindruck,
dass wir uns schon ewig kennen, ich habe mich wirklich wohl bei der Familie gefühlt und vor allem
haben wir sehr viel zusammen gelacht Selbst wenn man beim Abendessen über ganz alltägliche
Dinge geredet hat, war es meistens lustig, besonders wenn wir über die Unterschiede zwischen
Deutschland und Chile gesprochen haben oder uns spanische Musikvideos angesehen haben, während
die Kinder der Familie dazu tanzten
Beim Praktikum gab es Aufgaben wirklich aller Art. An manchen Tagen war es ein ganz normaler
Büroalltag mit vielen Telefonaten und E-Mails. Die Organisation AcercaRedes ist für viele soziale
Projekte in der Region und ganz Chile verantwortlich, weshalb viele Menschen in unserem Büro
vorbeikamen, und häufig persönliche Gespräche geführt oder Workshops organisiert wurden. Man
musste also auch an andere Orte in der Nähe fahren und dort die Organisation und ihre Ziele
präsentieren. Ich durfte auch eigene Workshops halten und war dabei für den Sektor Bildung zuständig.
So konnte ich z.B. mit den Lehrern einer Förderschule zusammenarbeiten, wobei durch
Erfahrungsaustausch beide Seiten von dem Workshops profitiert haben. Das hat mir am meisten Spaß
gemacht, dass ich auch sehr viel Neues gelernt habe, über die Mentalität, Sorgen und Hoffnungen der
Menschen dort, und nicht nur alles über Deutschland erzählen sollte.
Alles in allem hat sich die Reise nach Chile wirklich gelohnt! Allein deshalb, weil ich seitdem überhaupt
keine Angst mehr habe, Spanisch zu sprechen, und so viele neue Ausdrücke dazu gelernt habe. Die
ganzen neuen Erfahrungen, die ich durch die Begegnung mit einer neuen Kultur gewonnen habe, sind
durch nichts zu ersetzen Außerdem ist neben der unglaublich fürsorglichen Art der Menschen dort die
Natur mein persönliches Highlight gewesen Ich habe Vulkane und Schnee gesehen, während in
Deutschland noch Sommer war, Strände, die wirklich so aussehen, wie man sich das Paradies vorstellt,
einen Wald mit Bäumen, die es nur in Chile gibt, und zum Schluss bin ich mit einer Kollegin aus
meinem Praktikum noch in die Wüste gereist. Die Natur in Chile ist wirklich wunderschön und vor meiner
Abreise sagte ich zu meiner Gastmama, dass ich das Gefühl habe, die ganze Welt bereist zu haben,
weil es dort einfach alles gab
Danke an Ulli und Cardenio für diese unvergessliche Erfahrung, die ich in Chile machen durfte!