04/08/2020
Der Volksmarkt in Chania
(Laiki-Agora)
Um das Handwerk der Spekulanten (Zwischenhändler) das eine Plage für die Wirtschaft darstellte und unter heftigen Protesten fast aller Berufsverbände die eine Schädigung ihrer Mitglieder glaubten, begann in Athen am 18. Mai 1929 unter der Regierung von E. Venizelos die Einrichtung der Volksmärkte.
Wegen der Frische und die sehr günstigen Preisen der Produckten, da die Hersteller selbst anbieten, das große Angebot an Obst, Gemüsen, Hülsenfrüchten, Honig, Käse, Nüssen, Kräutern, Blumen, sogar Begleitung und allerlei nützliches für den täglichen Gebrauch, erfreuen sich alle Volksmärkte in ganz Griechenland große Beliebtheit.
Der Wochenmarkt in Chania stellt ein mega Open Air Bazar dar und ist in Wirklichkeit viel größer als auf meinen Fotos zu sehen ist. Die immense Vielfalt an Ware, seine Lage, entlang der alten Festungsmauern, die Farben und Aromen von Früchten, Gemüsen, Kräutern, Blumen und der Duft von frisch gegrilltem Souvlaki, machen den Einkauf zu einem besonderen Erlebnis und ist aller mal einen Besuch Wert.
Die Tatsache, dass es auf solche Volksmärkte oft sehr lustig zugeht, hat mich vor Jahren veranlasst unter anderem in meinem veröffentlichten Band "Ein Garten voller Dornen" ein Gedicht über die Stimmung des Marktes zu verfassen.
AUF DEM WOCHENMARKT
Auf dem Wochenmarkt gibt's allerlei
Obst, Gemüse und Geschrei.
Mit dem Händler die Debatten
über Gurken und Tomaten.
Kommt, Leute , kauft!
Das Feilschen ist erlaubt.
Durch Dick und Dünn muss man sich quetschen,
durch den Markt ein weinig hetzen.
Madame, lass endlich wiegen!
Krummer können sich Bananen nicht mehr biegen.
Kommt, Leute, kauft!
Das Kosten ist erlaubt.
Gestern wurde frisch geerntet,
wozu muss ich noch lange reden?
Grüne Bohnen ohne Fäden, rote Äpfel kugelrund,
dreihundertfünfzig Gramm macht gleich ein Pfund.
Kommt, Leute, kauft!
Das Aufrunden ist erlaubt.
Kartoffeln, Zwiebeln und Radieschen.
Guter Mann, nimm noch ein Bisschen.
Honigsüß sind die Melonen.
Deine Frau wird dich belohnen.
Laut schallen die Gelächter
des Gesetzes zweier Wächter.
Kommt, Leute kauft!
Ein Witzchen ist auch erlaubt.
Der Einkauf geht gleich zu Ende,
vollgepackt sind beide Hände.
Hat man auch einen Stand versäumt,
entgegen kommt ein alter Freund.
"Wie geht's dir, alter Junge?
Zugelegt hast ein Paar Pfunde."
Kommt, Leute, kauft!
Ein Ständchen ist auch erlaubt.
Gegen Mittag sind die Stände leer,
aus den Nachrichten hört man immer mehr:
"Globalisierung und Demonstration."
Gefährdet ist so manche Tradition.
Kommt, Leute, kauft!
Noch ist der Wochenmarkt erlaubt.
Und wie des Lebens Auf und Ab
sind auch die Preise auf dem Markt.
Mal niedrig und mal hoch.
Kommt, Leute, kauft!
Wer weiß, wie lange noch.