04/01/2017
Der Pfaffenstein ist die bedeutendste urgeschichtliche Fundstätte in der Sächsischen Schweiz. Mindestens seit Mitte
des 19. Jh. wurden hier Funde gemacht, verstärkt auf dem Gipfelplateau nach Errichtung der Bergwirtschaft um 1880,
am bereits früh erkannten Wall zu Füßen des Felsens erneut ab 1959. Archäologische Ausgrabungen des damaligen Lan-
desmuseums für Vorgeschichte Dresden fanden 1961 zur Erforschung des Walles und der hinter ihm gelegenen Innenflä-
che statt, 1967 zur Untersuchung der gerodeten Gipfelfläche an der Bergwirtschaft, die seit ihrer Erschließung bis zu die-
sem Zeitpunkt immer wieder bemerkenswerte Funde geliefert hatte. Von einigen jungsteinzeitlichen Steinbeilen abgese-
hen gehört alles, was man bisher am und auf dem Pfaffenstein gefunden hat, einheitlich in die bronzezeitliche Lausitzer
Kultur der frühen bis älteren Urnenfelderzeit, in die Zeit zwischen etwa 1270 und 1150 v.Chr. Womit wir uns hier be-
schäftigen wollen, ist die Frage, was diese Funde bedeuten. Dabei soll die geläufige Auffassung auf den Prüfstand gestellt
werden, der Pfaffenstein sei damals einfach eine Burg oder befestigte Siedlung gewesen. Wie aus der Existenz des Walles
hervorgeht, war er das zweifellos. Aber ist damit schon alles erklärt? Warum entstand diese spätbronzezeitliche Burg hier,
mitten im Gebirge und weitab von allen damaligen Siedlungsgebieten? Passen wirklich alle Funde und die Beobachtungen, die bei deren Entdeckung gemacht wurden, zu dieser Deutung? Warum gab es hier oben, anders als in vergleichbaren Befestigungen dieser Zeit, so unglaublich viele Getreidehandmühlen? Wieso wurde der Felsen mit derartigem Aufwand befestigt, wo es doch ausgereicht hätte, die Zugangsschlucht zu sperren? Warum ist bisher niemandem aufgefallen,
daß der Wall nicht eine, sondern zwei Niederlassungen schützte, eine am Felsfuß und eine auf dem Plateau? In welchem
Verhältnis standen diese beiden zueinander, die doch topographisch so deutlich gegeneinander abgesetzt waren?