04/06/2023
Saarbrücker Zeitung
Foto: Krewer Werner
Von Margit Stark
Losheim am See
Was den Leuten vom Museums-Eisenbahn-Club Losheim Mut macht
Partystimmung will bei den Leuten vom Museums-Eisenbahn-Club Losheim (MECL) an diesem Pfingstmontag nicht so recht aufkommen. Zu schwer drückt sie die Sorge um die ungewisse Zukunft. Seit 21. September stehen die Loks der Museumsbahn still – wegen des Fahrverbots. Und wie es weitergeht, vermag niemand zu sagen. Dass der Vorsitzende Christian B***e und seine Mitstreiter dennoch an dem traditionellen Fest an Pfingsten festhalten und Bahnhof und Waggons öffnen, liegt an ihrem Wunsch, nicht in Vergessenheit zu geraten.
„Nach Ostern wollten wir uns mal wieder ins Gespräch bringen“, sagt er. Pech für die rührigen Leute vom MECL: Der Handwerkermarkt in der Eisenbahnhalle, der ihnen sonst Kaffeegäste beschert hat, wurde nach den Worten von B***e in den Herbst verschoben. Statt die Besucher wie sonst üblich mit Loks, Waggons und den Renovierungsarbeiten vertraut zu machen, konzentrieren sich B***e, Gaëtan Hinterscheid und Luca Engel aufs Umräumen. Von einem Lageraum werden Werkzeug, Geräte und Co. in einen anderen geschleppt. Derweil schneiden Kerstin Meyer und Cornelia Wagner im Servicewagen Kuchen auf. Das Metallschild mit der Aufschrift „Schwarzwaldrundfahrt Merzig – Titisee 22. Mai 1994“ erinnert an bessere Tage. „Damals waren wir mit neun Wagen, in dem gut 700 Fahrgäste saßen, zu der Tour aufgebrochen“, erinnert sich Andreas Wagner. Norbert und Maria Bock nicken zustimmend. Der Run auf die Getränke sei groß gewesen, erzählen sie sich. „Wir hatten befürchtet, nicht genug Nachschub bei zu bekommen“, lacht Wagner. Diese Spritztouren wurden angeboten, bis das Schöne-Wochenende-Ticket auf den Markt kam. „Danach hat es sich nicht mehr rentiert.“
Nur zu gerne würden sie sehen, wenn ihre Loks wieder unter Dampf stehen würden – so wie der „Rasende Roland“, der täglich seine Runden auf Rügen dreht. Oder die „Molli“-Bahn: Seit dem 9. Juli 1986 pendele sie regelmäßig nach festem Fahrplan zwischen Bad Doberan und der Ostseeküste. Jeweils eine Dampflok zieht die Waggons über die Gleise. „Drei stammen von 1932, eine von 1951 und eine wurde nachgebaut und ist seit 2009 im Einsatz“, wissen die Experten – ein Satz, der Julian Adams, Klaus Theisen und Dominic Graf das traurige Schicksal ihres eigenen Clubs vor Augen führt. Da die Liste an Mängeln auf der Strecke sowohl Richtung Merzig wie auch zur Dellborner Mühle beträchtlich ist, wurde die Trasse gesperrt. Vor gut sechs Jahren wurde ein Fahrverbot Richtung Merzig ausgesprochen, im September vergangenen Jahres das in Richtung Dellborner Mühle.
„Für die Losheimer wäre es eine Riesenchance, wenn die Museumsbahn wieder fahren würde“, ergänzt B***es Stellvertreter Adriano Alaimo: „Ob ‚Molli‘ oder der ‚Rasende Roland‘: Beide sind bei Einheimischen wie Touristen sehr beliebt.“ Gleiches gelte auch für die Museumsbahn. Deren Fahrten seien immer sehr gut besucht gewesen, wenn nicht sogar ausgebucht. Dass die Züge seit gut neun Monaten nicht mehr fahren dürfen, bedeutet für den MECL laut B***e einen großen finanziellen Verlust. „Gut 50 000 Euro sind uns bis jetzt verloren gegangen.“
Hoffnung auf bessere Tage aufkeimen lässt bei Felix Meyers die Petition für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Nunkirchen nach Merzig. 2673 Unterstützer hatten die Eingabe von Helga Walther aus Perl an Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich unterschrieben – 1425 aus dem Grünen Kreis. Damit hat die Petition ihr Quorum erfüllt, die Kreisgremien müssen sich mit ihr befassen. „Wenn auf der renovierten Bahnstrecke wieder täglich die Bahn fährt, würde diese Strecke viel dazu beitragen, dass der Verkehr von der Straße käme und die im ganzen Umkreis beliebte Museumseisenbahn bliebe als wertvolles Kulturgut erhalten“, hatte die Initiatorin unter anderem in ihrem Antrag formuliert. „Es ist super, dass die Petition so erfolgreich gelaufen ist“, sagt Meyers.
Voller Erwartung blicken er und seine Mitstreiter vom MECL erst einmal auf die Sitzung des Werks-Ausschusses für den Eigenbetrieb Touristik, Freizeit und Kultur der Gemeinde Losheim am See am Donnerstag, 15. Juni. Dann befasst sich das Gremium mit dem Ergebnis einer Begehung Richtung Dellborner Mühle. Mitarbeiter eines Ingenieurbüros waren die Strecke abgegangen, um die Kosten zu ermitteln, wie teuer eine Sanierung wird. Diese Strecke wieder herzustellen sei nicht so teuer und aufwändig wie die Richtung Bachem und Merzig, heißt es auf SZ-Anfrage aus dem Losheimer Rathaus. „Der 15. Juni ist für uns ein wichtiges Datum“, sagt Christian B***e. „Dann fällt die Entscheidung über unsere Zukunft.“