Anno dazumal in Mandelbachtal

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Gwennyn kommt im Januar nach Mandelbachtal
29/09/2022

Gwennyn kommt im Januar nach Mandelbachtal

Vidéo officielle de « Tristan et Yseult », extrait de l'album « Beo ».Album disponible sur iTunes et sur www.gwennyn.comRéalisé par Christophe Gstalder

09/08/2021

Anno dazumal (Folge 64): Als Torwartlegende Sepp Maier in Bliesmengen-Bolchen die Zuschauer begeisterte

Obwohl seine Karriere schon seit Jahrzehnten beendet ist, können sich auch heute noch viele an die deutsche Torwartlegende Sepp Maier erinnern.

Mit 699 Pflichtspielen ist er bis heute der wohl uneinholbare Rekordspieler des FC Bayern München, für den er 17 Jahre lang nahezu ununterbrochen auflief.

In seiner aktiven Zeit war er einer der besten Torhüter der Welt und trug den Spitznamen „Die Katze von Anzing“. Daran werden sich viele gerne erinnern.

Wussten Sie aber auch, dass der Welt- und Europameister zu seiner aktiven Zeit im Jahr 1977 zu Gast bei uns in Mandelbachtal war und sich in Bliesmengen-Bolchen gleich mehrere begeisternde Tennismatches lieferte? Davon und wie dies zustande kam, wollen wir Ihnen heute berichten.

Der kleine Josef Dieter Maier wurde am 28. Februar 1944 in Metten in Niederbayern als zweiter von drei Söhnen des Ehepaars Josef und Maria Maier geboren.

Schon 1946 zog die Familie in das oberbayerische Haar bei München, wo er die Volksschule besuchte und 1958 auch eine Lehre als Maschinenschlosser absolvierte.

In der B-Jugend des TSV Haar spielte der junge „Sepp“, wie er von klein auf genannt wurde, zunächst Mittelstürmer und empfand es jedes Mal als Schmach, wenn er mal im Tor stehen musste. Im Training ging er aber manchmal zum Spaß zwischen die Pfosten.

Als er dann nach einer Verletzung des Stammtorhüters bei einem Pokalspiel im Tor aushelfen musste, machte er dort seine Sache so gut, dass er fortan im Tor blieb und schon kurz darauf sogar für die oberbayerische Jugendauswahl nominiert wurde.

Hier wurden Späher vom FC Bayern München auf das Talent aufmerksam und verpflichteten ihn 1958 für die A-Jugend.

Schon 1962 wurde Maier bei den Bayern Vertragsspieler, ab der ersten Regionalliga-Saison 1963/64 hütete er das Tor und verließ es die nachfolgenden 14 Jahre nicht mehr.

1965 stieg Maier mit dem FC Bayern München in die Bundesliga auf und wurde dort viermal (1969, 1972, 1973 und 1974) Deutscher Meister.

Außerdem gewann er viermal (1966, 1967, 1969 und 1971) den DFB-Pokal und 1967 den Europapokal der Pokalsieger.

Maier galt als eine der zentralen Figuren der Mannschaft des FC Bayern München, die in den siebziger Jahren auf internationaler Ebene dominierte und von 1974 bis 1976 gleich dreimal hintereinander den Europapokal der Landesmeister, den Vorläufer der heutige Champions League, gewann.

1976 wurde er mit den Bayern Weltpokalsieger. Sepp Maier selbst wurde in den Jahren 1975, 1977 und 1978 zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt.

Große Erfolge feierte Sepp Maier in 95 Länderspielen auch mit der Deutschen Nationalmannschaft. So wurde er Weltmeister (1974) und Europameister (1972), zuvor Zweiter und Dritter bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1970 und Vize-Europameister 1976.

Doch nicht nur seine Erfolge, sondern auch sein Sinn für Humor und sein Showtalent machten Sepp Maier bei den Deutschen sehr beliebt.

Bei Empfängen nach Länderspielen soll Maier gerne auch mal die Schuhbänder der Gäste unter dem Tisch zusammengebunden haben. Seine Streiche waren bei seinen Fußballer-Kollegen ebenso legendär wie gefürchtet.

Maier war sicherlich einer der lustigsten Spieler, den die Bundesliga je gesehen hat. Im Winter baute er auf dem Platz Iglus und im Frühling pflanzte er in seinem Tor Osterglocken an, versehen mit einem kleinen Hinweisschild: "Bitte nicht knicken!"

Eines seiner Hobbys war damals das Zaubern, weshalb er im Kofferraum seines Autos immer seine kompletten Magier-Utensilien liegen hatte, um sie im geeigneten Moment zur Verfügung zu haben um anderen eine Freude zu bereiten.

Nach dem Wechsel Franz Beckenbauers zu Cosmos New York im Sommer 1977 wurde Sepp Maier sein Nachfolger als Mannschaftskapitän des FC Bayern München.

In diesem Jahr spielten die Bayern gleich drei Mal gegen den 1. FC Saarbrücken, der 1976 in die 1. Bundesliga aufgestiegen war.

Allerdings für die Bayern mit eher mäßigem Erfolg, denn von den drei Partien sollten die Saarländer gleich zweimal siegreich den Platz verlassen.

Legendär ist bis heute der überraschende 6:1-Kantersieg der Malstätter gegen die Bayern am 16. April 1977 vor 39.000 Zuschauern im ausverkauften Ludwigsparkstadion, der wesentlich dazu beitrug, dass die Saarbrücker in diesem Jahr die Klasse halten konnten.

Die kurz darauffolgende erste Runde des DFB-Pokals entschied dann allerdings im Münchner Olympiastadion wieder die bayerischen Elf um Sepp Maier mit 2:1 für sich.

Aber schon am 17. September 1977 sollte es im Ludwigsparkstadion zu einem weiteren Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften aus der bayrischen und der saarländischen Landeshauptstadt kommen.

Mit großem Kampfgeist konnte der 1. FCS zur großen Freude der einheimischen Zuschauer auch dieses spannende Bundesligaspiel gegen die von Sepp Maier angeführten Bayern mit 3:1 für sich entscheiden.

An jenem Samstag gab es aber auch aus Bliesmengen-Bolchen Erfreuliches zu berichten. An diesem Wochenende wurde „in der Au“ mit einem großen Fest die neue Sportanlage des erst kurz zuvor gegründeten Tennisclubs „Grün-weiß“ Bliesmengen-Bolchen eröffnet.

Auf einem Bauschuttabladeplatz an den Pappeln war von den Vereinsmitgliedern in monatelanger Eigenleistung eine bis heute sehenswerte Tennisanlage entstanden.

Auch die Gemeinde Mandelbachtal und der Saarpfalz-Kreis hatten einen Beitrag dazu geleistet. Während die Gemeinde sich um die Verlegung der Versorgungsleitungen gekümmert hatte, leistete der Kreis bei den Einebnungsarbeiten seinen Anteil.

Für die Gemeinde Mandelbachtal und den Ortsteil Bliesmengen-Bolchen entstand so ein schönes Sportgelände, welches damals noch drei Spielplätze umfasste.

Vom 17. bis 19. September 1977 wurde nun der harten Arbeit Lohn gebührend gefeiert und an drei Tagen eine Vielzahl von ansprechenden Tennisspielen auf den drei neuen Plätzen absolviert.

Als absoluten Höhepunkt der Feierlichkeiten, hatte sich der Vorstand um den damaligen Vorsitzende des Vereins Gert Sommer aber etwas ganz Besonderes einfallen lassen.

Als besonderen Gast konnte man, sie können es sich denken, den überaus populären Nationaltorwart Sepp Maier, gewinnen.

Dieser war nach dem Spiel seiner Bayern in Saarbrücken noch eine weitere Nacht geblieben, um am Sonntag für zwei Tennisspiele auf der neuen Anlage zur Verfügung zu stehen.

Obgleich Maier in jenen Tagen ein absoluter Weltstar war, verdienten Berufsfußballer in den Siebziger Jahren nicht annähernd solch fantastische Gehälter, wie man es heute kennt.

Deshalb war es damals nicht unüblich, dass sich Fußballer über Autorgrammstunden oder sonstige Veranstaltungen noch etwas dazu verdienten.

Gerne hatte der passionierte Tennisspieler Maier deshalb die Einladung aus Bliesmengen-Bolchen für zwei Matches gegen ein Honorar angenommen.

Die Nachricht von seinem Kommen breitete sich dann in den Wochen vor dem Eröffnungsfest wie ein Lauffeuer aus und so setzte an jenem Sonntagmorgen eine wahre Völkerwanderung nach Bliesmengen-Bolchen auf den Tennisplatz ein.

Etwa tausend Menschen nahmen auf der extra zu diesem Anlass neben den Tennisplätzen gebauten Tribüne Platz oder fanden sich rund um die Anlage ein, um den besonderen Besuch live mitzuerleben.

Vereinsmitglied Günter Vogelgesang fuhr an jenem Sonntagvormittag eigens in Maiers Hotel nach Saarbrücken, um den prominenten Gast aus München nach Bliesmengen-Bolchen zu begleiten.

In jener Zeit gab es ja noch keine Navigationsgeräte und der Sportler sollte sicher von der Saar an die Blies geleitet werden, wo er bereits sehnlichst erwartet wurde.

Als der Fußballstar dann seinen schnittigen Jaguar auf das Tennisgelände lenkte‚ wurde er schon auf dem Parkplatz von den Umstehenden mit großem Beifall empfangen.

Über die Lautsprecheranlage begrüßte Vorsitzender Gert Sommer im Festzelt den Münchner als „Sportler des Jahres 1977", „Nationaltorwart“ und. „Welt- und Europameister" unter stürmischem Applaus.

Maier ließ die zahlreichen angereisten Zuschauer nicht mehr länger warten und trat schon kurz nach seiner Ankunft zu einem ersten Demonstrationsspiel an.

Dabei bewies er, dass er nicht nur ein ausgezeichneter Torsteher, sondern auch ein perfekter Tennisspieler war.

Es war ein Tennismatch, das sicherlich auch wegen der vielen komödiantischen Einlagen Maiers den zahlreichen Zuschauern in bester Erinnerung geblieben sein dürfte.

Denn bei Sepp Maier stand an diesem Tag der Spaß im Vordergrund und mit seinen verrückten Einfällen und Kommentaren brachte er die Zuschauer immer wieder zum Lachen.

So gefiel er sich ab und zu darin, die Tennisbälle nach Fußballermanier mit dem Kopf zurückzuschlagen, funktionierte seinen Tennisschläger zu einer Gitarre um und meinte nach mehreren "Aus": "Der Platz ist einfach zu kurz!"

"Ein Unikum dieser Sepp Maier!" amüsierte sich eine der Zuschauerinnen prächtig.

In dem erwähnten Herren-Einzel konnte Sepp Maier den Präsidenten des Tennis - Verbandes Rheinland-Pfalz-Saar, Dr. Helmut Steigleiter mit 6:7, 6:3 und 7:5 schlagen.

Ursprünglich waren nur zwei Sätze vereinbart worden, aber der untadelige Sportsmann Maier wünschte sich zur Entscheidung einen dritten Satz und sein „Gegenspieler“ machte mit.

Am Ende verlor Steigleiter auch diesen dritten Satz und damit das Spiel und musste an Maier die von ihm zuvor für einen Sieg ausgelobte Kiste Champagner überreichen.

Zu dem anschließenden Doppelspiel hatte Sepp Maier seinen Manager und Tennispartner Rainer Bley aus München mitgebracht.

Gegen die beiden Tennislehrer des TCB, Funk und Müller aus Saarbrücken, gab es nach einem 6:3 im ersten Satz im zweiten noch im Tie-break ein 7:6 für die beiden Vertreter der Fußballbranche, die damit auch dieses Spiel für sich entscheiden konnten.

Nach seinen beiden Siegen nahm sich Maier noch viel Zeit für eine Autogrammstunde, die nicht nur bei der Dorfjugend auf großes Interesse stieß.

Im Anschluss an Maiers Auftritt auf dem Tennisplatz kamen dann aber sogar noch die Fußballer des benachbarten Sportvereins auf ihre Kosten.

Der damalige Vorsitzende des SVB Günter Klingler hatte die sich bietende Gelegenheit kurzerhand beim Schopfe gepackt.

Er bat den prominenten Gast beim Verlassen der Umkleidekabine auf dem Tennisgelände, das an jenem Sonntag anstehende Meisterschaftsspiel der Kreisklasse B des SV Bliesmengen-Bolchen gegen den FC Erfweiler-Ehlingen zu eröffnen.

Sepp Maier fackelte nicht lang und stimmte kurzerhand zu, der Schiedsrichter anschließend ebenfalls.

Günther Klingler überreichte dem Nationaltorhüter schon kurz darauf auf dem benachbarten Sportplatz einen Vereinswimpel des Sportvereins und Sepp Maier eröffnete die Begegnung mit einem feuerroten Ball, den der damalige Minister Dr. Berthold Budel gestiftet hatte.

Nachdem der Fußballprofi den beiden Amateurmannschaften viel Erfolg gewünscht hatte, verließ er unter dem lauten Beifall der zahlreichen Zuschauer des Lokalderbys das Spielfeld. Dabei lief er aber geradewegs dem Menger Platzkassierer Siggi Scheid in die Hände.

"Hat der Herr Maier denn schon sein Eintrittsgeld bezahlt?", fragte dieser scherzhaft. Maier verneinte, zückte aber sofort seine Geldbörse und übergab dem verdutzten Siggi Scheid zehn DM.

Danach kehrte Sepp Maier zu seinem Jaguar auf den Parkplatz zurück und entschwand mit seinem Manager Rainer Bley in die Ferne, um sich auf seinen langen Rückweg nach München zu machen.

Zurück ließ er hunderte begeisterte Fans, die sich aller sehr gefreut hatten, ihr gutgelauntes und sympathisches Idol einmal hautnah und zum Angreifen erlebt zu haben.

Der in der Bevölkerung sehr beliebte Sepp Maier musste leider zwei Jahre später im Alter von 35 Jahren seine Karriere nach einem Verkehrsunfall beenden.

In 14 Jahren als Bundesligaspieler beim FC Bayern München hat er bis dahin nur an drei Spieltagen der Saison 1965/66 gefehlt. Seine 442 in Serie absolvierten Erstligaspiele, von insgesamt 473, bedeuten bis heute Weltrekord.

Nach seinem Karriereende als Torwart wurde Sepp Maier von 1994 bis 2008 Torwarttrainer beim FC Bayern München, von 1988 bis 2004 übte er diese Tätigkeit auch bei der deutschen Nationalmannschaft aus, mit der er als Trainer 1990 nochmals Weltmeister und 1996 Europameister wurde.

Mit dem Geld aus der Berufsunfähigkeitsversicherung kaufte sich Maier im Anschluss an seine Fußballerkarriere einen Tennispark, mit dem er laut eigener Aussage "mehr verdiente als während seiner aktiven Zeit als Fußballspieler!"

Den Tennispark „Sepp Maier“ in Anzing gibt es heute noch, er wird allerdings seit 2014 nicht mehr von Maier selbst sondern von einem Investor betrieben, der die Anlage gekauft hat.

Nach seinem Rückzug aus dem Fußballsport, betätigte sich Sepp Maier auch weiterhin erfolgreich als Tennisspieler, aber auch als Golfer.

Auch in seiner zweiten Karriere in der Tennis-Bundesliga war er überaus erfolgreich. So wurde er mit dem TC Hasenbergl gleich viermal Deutscher Mannschaftsmeister der Jungsenioren… was für ein großer Sportsmann.

Wenn Ihnen unser Ausflug in die Geschichte der Gemeinde Mandelbachtal gefallen hat, lassen Sie uns gerne einen Like da. Wir freuen uns auch immer über Ihre Kommentare.

Aufgrund des großen Interesses an der Reihe „Anno dazumal in Mandelbachtal“ werden alle bisher von Manfred Pfeiffer veröffentlichten Geschichten (und auch noch einige weitere) im Herbst diesen Jahres als gebundenes Buch erscheinen. Freuen Sie sich schon darauf.

Text: Manfred Pfeiffer

Fotos: Schetting / Saarbrücker Zeitung 1977

24/04/2021
15/04/2021

Anno dazumal (Folge 63): Als ein deutsches Jagdflugzeug im Luftkampf über Ommersheim abstürzte und zerschellte

Vielen ist bekannt, dass auf dem Höhenrücken oberhalb von Heckendalheim und Ommersheim im Zweiten Weltkrieg der Westwall verlaufen ist, an dem viele Soldaten der deutschen Wehrmacht und der Alliierten bei den Kämpfen in den letzten Kriegswochen zwischen Dezember 1944 und März 1945 noch ihr Leben lassen mussten.

Aber nicht nur am Boden wurde in unserer Heimat in dieser Zeit erbittert gekämpft, sondern auch am Himmel. So stürzte im Januar 1945 beispielsweise bei Ommersheim ein deutscher Jagdbomber in die Westwallanlage und zerschellte. Von diesen spektakulären Ereignissen wollen wir Ihnen heute erzählen.

Im Zweiten Weltkrieg hatte die Jagdbomberstaffel der Deutschen Luftwaffe neben der U-Bootwaffe die weitaus größten Opfer zu verzeichnen. Da sie eine reine Defensivwaffe war, wurde sie von den N***s nur wenig gefördert.

Stattdessen wurden die "Jabos", wie die Jagdbomber damals genannt wurden, im Expansionswahn der Hitler-Diktatur mehr und mehr auch als offensive Hilfswaffe genutzt - selbst dann, als der Kriegsverlauf durch die Landung der Alliierten in der Normandie, längst eine defensivere Ausrichtung notwendig gemacht hätte.

Zu Kriegsbeginn hatte die Luftwaffe in der ersten Phase des Luftkrieges 1939 nur eine Gesamtstärke von 1.400 Jagdflugzeugen, von denen lediglich 770 einsatzfähig waren. Trotzdem konnten diese relativ wenigen Flugzeuge zunächst einige bemerkenswerte Erfolge verzeichnen.

In den nachfolgenden vier Jahren stand die Jagdwaffe dann aber wegen ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit und der völlig verfehlten Verteidigungsstrategie Hitlers schon bald auf verlorenem Posten.

Erst als der Zweite Weltkrieg eigentlich faktisch längst verloren war, wurden ab 1944 endlich mehr Jagdflieger zur Verteidigung gebaut.

Aber da war es eigentlich längst zu spät. Auch die nun stärkere Produktion konnte die prekäre Situation für das Dritte Reich nicht mehr verbessern.

Stattdessen konnten die alliierten Kampfverbände in den letzten Kriegsmonaten über Deutschland eigentlich weitgehend machen was sie wollten und fast täglich ungehindert vernichtende Kampfeinsätze auf deutsche Ziele fliegen.

So war es auch am Morgen des 7. Januar 1945. Zu dieser Zeit wurde von einem letzten Aufgebot der deutschen Wehrmacht in den belgischen Ardennen in einer längst zum Erliegen gekommenen Offensive erbittert gegen die vorrückenden alliierten Truppen gekämpft.

Dadurch war auch der amerikanische Vorstoß an der Blies vorrübergehend gestoppt worden, da die US-Army Teile ihrer Truppen nach Belgien verlegen musste.

Das Wetter war an diesem 7. Januar bei uns im Mandelbachtal außerordentlich schlecht. Es war "diesig und saukalt". Wie fast jeden Tag in diesem klirrend kalten Januar hatten ein weiteres Mal starke Schneefälle eingesetzt - Aber es sollte alles noch viel schlimmer kommen...

Schon früh morgens um 7.00 Uhr waren in Südostengland auf 25 verschiedenen Flugplätzen insgesamt neun Kampfgeschwader von drei Bomberdivisionen gestartet.

502 viermotorige US-Bomber, davon 382 vom Typ B-17 Flying Fortress und 120 vom Typ B-24 Liberator, flogen in Richtung Ludwigshafen in der Pfalz. Ihr Auftrag war die Bombardierung der chemischen Werke und der Verkehrseinrichtungen von Ludwigshafen.

Die Bomberarmada hatte sich an der Ostküste Englands in Höhe von Clacton gesammelt und überflog, nachdem sie sich horizontal und vertikal gestaffelt und formiert hatte, über dem Ärmelkanal bis zu der holländischen Stadt Venlo.

Dort bog sie nach Südwesten ab und erreichte mit ihrer Verbandsspitze um 11.34 Uhr Ludwigshafen. Der kleine Umweg war von der militärischen Führung gewählt worden, um die deutsche Abwehr in die Irre zu führen und das Flugziel der Alliierten möglichst lange im Unklaren zu lassen.

Begleitet wurde der mächtige Bomberverband auf seinem Weg in die Pfalz von zwölf Jägergruppen der US Air Force und neun Staffeln der Royal Air Force.

So wurden die 503 Bomber von weiteren 735 Maschinen begleitet, darunter 498 Thunderbolts P-47, 86 Doppelrumpf-Lightnings P-38, 45 Mustangs P-51 und 106 Spitfires, die sie unterwegs an verschiedenen Stellen im Luftraum in Empfang genommen hatten.

Der nachfolgende Angriff auf Ludwigshafen erfolgte in zwei Wellen: An der Spitze der Armada flogen vier Pfadfindermaschinen, gefolgt von 163 Flugzeugen der 3. Bomberdivision und 56 der 2. Bomberdivision.

Den Abschluss bildeten danach vier Pfadfindermaschinen und 179 Flugzeuge der 1. Bomberdivision sowie elf der 2. Bomberdivision.

Die Flugbedingungen waren an diesem 7. Januar sowohl für die Angreifer, als auch für die deutschen Verteidiger, alles andere als günstig. Die Bodentemperaturen lagen bei etwa minus 7°C, der Himmel war bedeckt von einer fast durchgehenden dichten Wolkendecke.

Auf den norddeutschen Flughäfen konnte deshalb überhaupt nicht gestartet werden. „Wegen Wetterlage kein Start!“ notierte der damalige Jagdfliegerpilot Hans Berger vom 1. Jagdgeschwader am 7. Januar 1944 in sein Tagebuch.

Die alliierten Bomber fanden aber trotz der fehlenden Bodensicht an diesem Tag ihr Zielgebiet, da die acht Pfadfindermaschinen über moderne Radargeräte verfügten.

Mit der Ankunft der Alliierten über Ludwigshafen brach in der Stadt am Boden für die Bevölkerung die Hölle los.

Rund 5.500 Spreng- und Brandbombern wurden über den Industriezielen im westlichen Stadtbereich von Ludwigshafen abgeworfen.

Sie vernichteten große Teile der Industrieanlagen der I.G.-Farben, der SuIzer-Motorenwerke und ein Großteil der Eisenbahnanlagen und Lagerhäuser im Hafenbereich.

17 Lastkähne wurden im Rhein versenkt und 40 weitere beschädigt.

Auch die Eisenbahnverbindungen und Signalanlagen nach Heidelberg wurden weitgehend unterbrochen.

101 Wohnhäuser und alle Gebäude des Bahnhofs von Ludwigshafen wurden völlig zerstört, 225 weitere Häuser schwer beschädigt. Die Stadt glich einem Feuerinferno.

Nachdem die tödliche Fracht über der Pfalz abgeladen war, flog der Bomberverband in Richtung Saarland wieder zurück nach England. Im Mandelbachtal war man zu diesem Zeitpunkt über sein Kommen schon längst informiert.

"Einfliegende Bomberverbände!" hatte die Luftlagemeldung im Volksempfänger schon am Morgen die Bevölkerung gewarnt. Um die Mittagsstunde erfolgte mit den Sirenen Voralarm und schon kurz darauf Vollalarm.

Inzwischen wurden auch seitens der deutschen Luftwaffe zaghafte Angriffsversuche unternommen.

Allerdings konnten aufgrund des mächtigen Begleitschutzes der alliierten Bomber nur ganz wenige Attacken der zahlenmäßig hoffnungslos unterlegenen deutschen Jagdbomber erfolgen. Was folgte war ein kleiner Luftkampf über dem Mandelbachtal.

ln Wiesbaden-Erbenheim war bereits kurz vor dem Angriff über Ludwigshafen, gegen 11.11 Uhr, die 4. Staffel der II. Gruppe des Jagdgeschwaders 27 mit neun Maschinen vom Typ Messerschmitt Bf 109 unter Führung des deutschen Oberleutnants Wilhelm Kientsch zur Verteidigung gestartet.

Die Bf 109 war ein einmotoriges einsitziges Jagdflugzeug der bayrischen Messerschmitt AG. Am Steuer einer der neun in Hessen gestarteten Maschinen saß Feldwebel Hans-Eberhard Blume, der an diesem Tag bereits seinen 754. Einsatz im Zweiten Weltkrieg fliegen musste.

Er erinnerte sich an das Zusammentreffen mit dem alliierten Kampfverband, um die Mittagszeit über dem Saarland:

„Im Raum Saarbrücken trafen wir in etwa 8.000 m Höhe auf einen Verband von etwa 150 BW „Flying Fortress“ mit starkem Jagdschutz, der uns etwa 500 m tiefer entgegenkam.

Über und neben uns kurvten bereits Lightnings und Thunderbolts in bedrohlicher Nähe. Also, Vorsicht und die Zusatztanks abwerfen, denn ein Luftkampf mit dem Begleitschutz war unvermeidlich.

Hauptziel für uns waren jedoch befehlsgemäß die Bomber. Wir flogen wie üblich den ersten Angriff von vorne und stürzten uns auf den vordersten Pulk, schossen, was die Rohre hergaben, sahen es hier und da bei einigen Bombern aufblitzen und waren schon wieder durch den Verband durch.

Ihre Leuchtspurmunition begleitete uns noch kurz, und wir kurvten wieder ein, um den zweiten Angriff zu fliegen. Es war stets schwierig, nach einem durchgeführten Angriff wieder eine einigermaßen sichere Gefechtsordnung herzustellen.

Jeder wusste, dass er als Einzelkämpfer gegenüber der Masse des Begleitschutzes verloren war. Deshalb waren wir bemüht, uns mindestens als Rotte gegenseitig den Rücken freizuhalten!“

Aber die feindliche Übermacht war dann wohl doch zu groß. Blumes Flugzeug wurde in großer Höhe über dem Mandelbachtal von einer gegnerischen Lockheed P-38 Lightning abgeschossen.

Die "Lightning" war ein zweimotoriger amerikanischer Abfangjäger, der in Europa meist als Langstreckenbegleitjäger eingesetzt worden war.

Durch den Treffer versagte die Steuerung des deutschen Jagdbombers und Blumes Pilotenkabine füllte sich mit Rauch.

So blieb dem Feldwebel nichts anderes übrig als das getroffene Flugzeug aufgeben.

Er sprengte das Kabinendach seiner Maschine weg und sprang mit dem Fallschirm über Ommersheim ab, während seine Messerschmitt in die Sperranlagen des Westwalls bei Heckendalheim raste und dort durch einen harten Aufprall in den steinernen „Drachenzähnen“ komplett zerstört wurde.

„Die ersten beiden Hürden konnte ich gut nehmen: Das Kabinendach flog sofort weg, und ich kam gut von der unkontrollierbaren Maschine weg!“ erinnerte sich Blume später an die Ereignisse und dass ihm nach dem Absprung bewusst wurde, dass er gar nicht wusste, wo und in welcher Höhe er sich genau befand.

„Ich wusste, dass die Wolkenobergrenze bei 3000 m Höhe lag. Also überwand ich mich, nicht sofort den Griff für den Fallschirm zu ziehen, denn ohne Sauerstoff konnte die Sache unangenehm werden.

Ich ließ mich also fallen und zog schätzungsweise einige hundert Meter über den Wolken. Der Entfaltungsstoß meines Fallschirms veranlasste meine Pelzstiefel, sich von meinen Füßen zu verabschieden und ich sah sie als zwei schwarze Punkte in den Wolken verschwinden.

Meine Besorgnis galt aber dem Schirm, der durch irgendwelche Turbulenzen zweimal wieder zusammenklappte, ehe er sich beruhigte!“

Wahrscheinlich waren die Leinen von Blumes Fallschirm durch die entstandenen Turbulenzen bei seinem Absprung aus der großen Höhe verdreht worden.

Diese konnten von dem Feldwebel aber glücklicherweise wieder in die Gegenrichtung ausgedreht werden. Nachdem er die Wolken durchstoßen hatte, sah er nun auch sein Landegebiet, in dem er gleich auf Strümpfen aufprallen sollte.

"Inzwischen kam ich durch die Wolken und sah ein großes weißes Feld - Schnee. Nun waren auch meine Füße kalt und ich war froh, sie nach dem gelungenen Absprung in den Schirm wickeln zu können

Meine ungewöhnliche Landung erfolgte etwa gegen 12.20 Uhr. Ich kam erst viel später dazu, darüber nachzudenken, dass ich nun bereits das sechste Mal abgeschossen worden war!"

Der Flugzeugabsturz und der Fallschirm am Himmel riefen natürlich auch die Bevölkerung in Ommersheim und Heckendalheim auf den Plan, die trotz des Fliegeralarms auf den gelandeten Piloten aufmerksam wurden.

"An diesem Tag war Hochbetrieb in der Luft. Aus Osten hatten sich Bomberwellen genähert, erkennbar an ihrem kurzwelligen rhythmischen tiefen Brummen. In das Brummen mischte sich immer wieder das Aussetzen knatternder Triebwerke und das Bellen von Bordkanonen!" erinnerte sich ein Zeitzeuge am Boden.

Aufgrund der starken Flugbewegungen am Himmel wussten die Menschen natürlich nicht, ob da nun Freund oder Feind auf den Feldern bei Ommersheim gelandet war. Menschen aus einem Dorf übrigens, das Feldwebel Blume gar nicht so unbekannt war.

„Zunächst bemerkte ich mehrere Personen, die sich offenbar noch nicht darüber klar waren, aus welchem Lager dieser Flieger vom Himmel fiel. Der Kontakt wurde aber schnell hergestellt und nach kurzer Zeit waren für mich ein Paar Filzlatschen da.

Nach einigem Hin und Her meinte eine ältere Frau, dass ich ihr bekannt vorkäme. Es stellte sich heraus, dass ich zwischen Ommersheim und Aßweiler gelandet war.

Ende Dezember war ich als Mitglied des „Heini-Schwarms“ zur Trauerfeier für Leutnant Heini Steis in seinem saarländischen Heimatort Ommersheim. Trotz meines zerzausten Zustandes hatte sie mich wiedererkannt. Nahezu unwahrscheinlich!"

Tatsächlich hatte Feldwebel Blume einige Wochen vor seinem Abschuss in unserer Region an der Beerdigung des Ommersheimer Piloten Heinrich „Heini“ Steis (1920-1943) teilgenommen. Der Luftwaffen-Leutnant Steis war sein Schwarmführer im 4. Jagdgeschwader 27 gewesen und am 14. Dezember 1943 im Alter von 22 Jahren in der Nähe von Köln bei einem Flugzeugabsturz getötet worden.

Steis war wegen 21 Abschüsse, darunter 4 viermotorige Bomber, mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet worden. Sein Grab mit der Nummer 24 befindet sich auf der Kriegsgräberstätte vor der katholischen Kirche „Mariä Heimsuchung“ in Ommesheim.

Nachdem der unverletzte Feldwebel Blume in Ommersheim der Wehrmacht zugeführt worden war, wurde der Pilot mit einem Auto zum Stadtkommandanten von Saarbrücken gefahren.

Dort meldete er sich vom Feindflug in einem denkwürdigen Aufzug: „Angezogen mit einem Kanalanzug und Filzlatschen, wirre Haare - aber gesund zurück!“

Als „Kanalanzug“ wurde der von der Luftwaffe 1941 eingeführte Pilotenkampfanzug bezeichnet. Dieser bestand nicht mehr, wie vor 1941, aus einem einteiligen Overall, sondern aus einer warmen Jacke und einer Hose mit vielen gut überlegten Funktionstaschen.

Diese Kombi war viel bequemer und praktischer als ihr einteiliger Vorgänger. Ihre Hosenbeine wurden durch Reißverschlüsse auf der Innenseite geschlossen, wodurch sie sich auch über den Fliegerstiefeln tragen ließen.

Nachdem der Feldwebel in Saarbrücken neue Stiefel erhalten hatte, wurde er mit einer Kuriermaschine nach Wiesbaden-Erbenheim zurückgeschickt. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg und lebte und arbeitete später als Ingenieur in Leipzig.

Übrigens hatte auch sein damaliger Gegner im Luftraum über dem Mandelbachtal das Zusammentreffen nicht schadlos überstanden. Die Lightning P-38 des US-Lieutenants Joseph Marsiglia hatte beim Zusammentreffen mit Blume ebenfalls einen Treffer erhalten, der das linkes Triebwerk zerstörte.

Da sein Flugzeug Feuer fing und zu explodieren drohte, musste auch der Amerikaner schon kurz darauf seine Maschine mit dem Fallschirm verlassen. Nach dem Absprung landete er gegen 12.25 Uhr in einem Waldstück bei Holz, seine Lightning stürzte ein wenig weiter bei Riegelsberg in den Wald.

Marsiglia, der fließend deutsch sprach, wurde von den deutschen Bodentruppen verhaftet und geriet danach noch für einige Monate in Kriegsgefangenschaft in Krettnich.

Er überlebte den Krieg, verließ die US-Air Force im Rang eines First Lieutenant und lebte später in New York. So nahm zumindest für diese beiden jungen Männer der furchtbare Krieg, in dem Millionen Menschen ihr Leben lassen mussten, noch ein gutes Ende...

Wenn Ihnen unser kleiner Ausflug in die Vergangenheit der Gemeinde Mandelbachtal gefallen hat, lassen Sie uns gerne einen Like da. Wir freuen uns wie immer auch über Ihre Kommentare.

Aufgrund des großen Interesses an den Geschichten von Manfred Pfeiffer, werden diese Ende des Jahres auch zusammengefasst in einem Buch erscheinen, auf das Sie sich jetzt schon freuen können.

Text: Manfred Pfeiffer, nach eigenen Recherchen und Aufzeichnungen von Dr. Horst Wilhelm.

Das Bild zeigt von links die beiden deutschen Piloten Oberfeldwebel Alfred Müller und Feldwebel Hans-Eberhard Blume vom 27. Jagdgeschwader im Januar 1944 vor ihren Jagdbombern vom Typ Messerschmitt Bf109.

04/04/2021

Anno dazumal (Folge 62): Wie der Mandelbach zu seinem Namen kam und was das mit zwölf Eiern zu tun hat

Unsere Gemeinde Mandelbachtal wurde nach dem wunderschönen Tal zwischen Aßweiler und Habkirchen benannt, in dem auch die Hälfte unserer Ortsteile liegt. Das ist den meisten wohl bekannt.

Aber wissen Sie auch, woher der etwa 13 km lange Bach eigentlich seinen eigentümlichen Namen hat? Gab es denn früher mal tatsächlich Mandelbäume bei uns am Mandelbach?

Tatsächlich ist diese Theorie gar nicht so weit hergeholt. Im Süden der Pfalz, zwischen dem Oberrhein und der Haardt, herrscht ein so mildes, nahezu mediterranes Klima, dass dort auch exotische Pflanzen wie die Mandelbäume gedeihen. Jedes Jahr stehen sie dort im März und April in voller Blüte.

Es wird angenommen, dass diese Mandelbäume von den Römern mit in die Vorderpfalz gebracht wurden, als diese Gallien erobert hatten. Genau wie der Wein wurden die Bäume dann von den Besatzern eingeführt und systematisch angebaut.

So entstanden Sorten mit so klangvollen Namen, wie die rosa blühende „Perle der Weinstraße“ oder die weiß blühende „Dürkheimer Krachmandel“, die beide in der Pfalz sehr verbreitet sind. Nach der Ernte werden die Mandeln dann jedes Jahr zu beliebten regionalen Produkten verarbeitet, wie beispielsweise zu Mandelbrot, Mandelpralinen und Mandeleis.

So ist es auch kein Wunder, dass in der Pfalz viele Flurbezeichnungen nach der Mandel benannt wurden, wie zum Beispiel der „Gimmeldinger Mandelgarten“, die „Maikammerer Mandelhöhe“, der „Edesheimer Mandelhang“ oder der „Birkweiler Mandelberg“.

Warum sollte also nicht auch unser Mandelbach, der ehemals im Westen der Pfalz lag, seinen Namen von den Mandelbäumen haben?

Eine nette Theorie, aber sie ist leider völlig falsch. Zwar hatten die Römer den Weinanbau auch zu uns in den Bliesgau gebracht, allerdings gab es bei uns nie Mandelbäume, denn für diese war es in früheren Jahrhunderten bei uns einfach viel zu kalt.

Zu dieser Auffassung kommt auch Prof. Dr. Ernst Christmann (1895-1974) in seinem Buch „ Die Siedlungsnamen der Pfalz“. Als Sprachforscher hat er die Herkunft aller pfälzischer Siedlungsnamen, Flurnamen und Weinlagenamen untersucht.

Christmann verwarf die vorgenannte Theorie zur Namensgebung des Mandelbachs aufgrund von Mandelbäumen und orientierte sich stattdessen an ähnlichen deutschen Flurnamen, wie dem Örtchen „Mandelbeck“ bei Nordheim in Niedersachsen oder zwei Gewässern mit den Namen „Mandelbach“ in Baden-Württemberg.

Der Wissenschaftler kann zu dem Ergebnis, diese seien, genau wie die württembergischen Flächennamen "Mantelacker", "Mantelberg", Mantelhalde", "Mantelholz" und "Manteltal", auf das althochdeutsche „Mandala“ oder mitteldeutsche „Mandel“ zurückzuführen, womit man früher Föhren bezeichnete.

Föhren sind eine Pflanzengattung der Kieferngewächse, die sich auch auf unserem heimischen Kalkboden wohlfühlen. Allerdings lieben es die Föhren eher trocken. Überschwemmungen und Wasserstau mögen sie hingegen gar nicht.

Deshalb kommen sie bei uns am Mandelbach eigentlich überhaupt nicht vor. Von daher ist Christmanns Theorie für unsere Gegend nicht wirklich überzeugend, auch wenn sie von weiteren Sprachwissenschaftlern geteilt wird.

Was es hingegen am Mandelbach und auch an allen anderen Bächen in unserer Gemeinde sehr zahlreich gibt, sind Weidenbäume.

Eine davon ist - die „Mandel-Weide“. Dabei handelt es sich um einen kleinen Baum, der bis zu zehn Meter hoch werden kann. Sicherlich haben sie ihn schon oft in unserer Gegend gesehen.

Weil sich der Stamm der Mandel-Weide schon sehr früh verzweigt, hat er meist eine völlig unregelmäßige Baumkrone herausbildet. Könnten vielleicht diese Bäumchen die Namensgeber für unseren Mandelbach gewesen sein?

Die Rinde der Mandel-Weide ist an ihren jungen Trieben glatt und braun-grau, bei älteren wird sie aber schuppig und blättert teilweise sogar ab, so dass dort ein orange-braunes Muster entsteht. Seinen deutschen Name „Mandel-Weide“ trägt der Baum, weil seine Blätter denen von Mandeln zum Verwechseln ähnlich sehen.

Besonders schön sind übrigens jetzt im Frühjahr die Kätzchen an den Mandel-Weiden, die gleichzeitig mit den Blättern entstehen.

Noch häufiger als die Mandel-Weide findet man in unserer Gemeinde Kopfweiden und Korbweiden, oft auch Hybride, die sich aus der Korbweide und der Mandelweide gebildet haben. Die genannten Auengebüsche sind an fast allen Bachufern in unserer Gemeinde zu finden.

Diese Pflanzen fühlen sich nämlich auf unserem sickernassen, nährstoffreichen und basenreichen Kalkboden im Gegensatz zur Föhre ausgesprochen wohl. Auch Überschwemmungen machen ihnen überhaupt nichts aus.

In früheren Jahrhunderten waren die Ufer unserer Bäche regelrecht gesäumt von diesen Bäumen. So erscheint es also viel wahrscheinlicher, dass man den vorbeifließenden Bach aufgrund der zahlreichen Mandel-Weiden als „Mandelbach“ bezeichnet hat.

Dies aber nicht nur, weil die Kätzchen der Mandelweiden so schön anzusehen sind. Tatsächlich waren die Weiden für die Menschen im Mandelbachtal in vergangenen Jahrhunderten ein ganz wichtiger Rohstoff. Die Weiden wurden nämlich früher als Flechtweide zum Bau von Körben und Zäunen verwendet.

Über Generationen wurden aus den Ästen robuste und hübsche Körbe geflochten, denn mit der Arbeit mit Binde- und Flechtpflanzen waren unseren Vorfahren noch bestens vertraut.

Da die Mandel- und Kopfweiden bei uns von besonderer Qualität waren, wurden sie auch gerne mal von Leuten aus umliegenden Dörfern geklaut.

So wurde von gleich mehrere Zeitzeugen berichtet, dass Korbmacher aus Bierbach (die sogenannten „Bierbacher Kerrbcher“) gerne hin und wieder ihre Weiden auch verbotenerweise an unserem Mandelbach geerntet haben.

In dem von den Gebrüdern Grimm verfassten Deutschen Wörterbuch, das erstmals 1854 aufgelegt wurde, ist auch etwas zu der „Mande“ zu finden.

Als "Mande" oder "Mandel" bezeichnete man aus Weiden geflochtene runde Körbe in Form eines umgekehrten Kegelstumpfes, mit einem Bügel quer über dem Körbchen. Diese Korb-Art wurde seit der Keltenzeit als „Mandel“ bezeichnet.

Dies untermauert die These, dass unser schöner Mandelbach seinen Namen eigentlich von den Weidenbäumen an seinem Ufer erhalten hat. Nicht nur die Bäumchen heißen so, sondern auch die Produkte, die aus ihnen gemacht worden sind.

Darüber hinaus wurde laut den Gebrüdern Grimm sogar ein Bund Weidenzweige, aber auch dünne Garben Stroh oder Getreide, früher als Mandel bezeichnet

Interessant ist, dass der Begriff Mandel in früheren Jahrhunderten in unserer Region auch als Mengeneinheit gebraucht worden ist.

So sind die „Mandel“, also die kleinen geflochtenen Körbchen, von den Frauen im Bliesgau meist dazu verwendet worden, um abends im Hühnerstall die Eier einzusammeln. In der Regel gingen in eine Mandel genau ein Dutzend Eier. Eine halbe Mandel waren somit sechs Eier, wobei diese Körbchen entsprechend kleiner waren.

Nach Auskunft des Heimatkundlers Gunter Altenkirch setzten sich diese Einheiten auch in den Eierschränkchen der Arbeiter fort. Normalerweise fasste in deren Schränken das „Eierblech“ nämlich ebenfalls genau sechs oder zwölf Eier.

Auch die später industriell produzierten „Eierhörtchen“ aus Pappe enthielten früher noch zwölf Eier. Im benachbarten Lothringen ist dies übrigens teilweise immer noch so. Bei den kleineren Hörtchen ist es auch bei uns bis heute bei einer halben Mandel geblieben, also bei 6 Eiern.

Inzwischen haben sich in unserer modernen Gesellschaft die Lebensgewohnheiten so stark verändert, dass das Wissen um das Korbflechten und die vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der Weidenbäume an unseren Bächen weitgehend verloren gegangen ist.

Die Bezeichnung Mandel für selbst geflochtene Weidekörbchen ist inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. In unseren Dörfern gibt es auch längst keine Korbflechter oder Besenbinder mehr.

Besenbäume und Flechtzäune, die früher prägende Elemente unserer Kulturlandschaft waren, sind völlig aus unseren Ortsbildern verschwunden.

Dabei ist die Kunst des Korbflechtens eines der ältesten Handwerke der Menschheit. Ohne Werkzeuge hatten sich in der Vergangenheit aus unseren heimischen Weiden viele nützliche Dinge für den täglichen Gebrauch herstellen lassen.

Unseren Vorfahren genügte das Wissen um die richtigen Pflanzen und die Geschicklichkeit ihrer Hände, um aus den heimischen Weiden schöne Körbe entstehen zu lassen.

Geflochten hat man bei uns im Mandelbachtal wahrscheinlich schon seit der Steinzeit, als die Menschen in hohem Maße auf das Aufsammeln und Aufbewahren der Nahrung angewiesen waren. Dabei waren die Flechttechniken der Steinzeit den später angewandten Techniken wohl schon sehr ähnlich.

Es liegt aber in der Natur des verwendeten Materials, dass nur sehr wenige Flechtwerke dem nagenden Zahn der Zeit standhalten konnten. Funde aus früheren Jahrhunderten sind daher rar, oft findet man nur noch Abdrücke der Flechtwaren im getrockneten Lehm oder Ton.

Ausgrabungen zeigen, dass selbst der Hausbau mit geflochtenen Wänden in unserer Gegend eine uralte Tradition hat. Stangenholz, rund oder gespalten, wurde senkrecht in den Boden gesteckt, und dazwischen wurden die dünnen biegsamen Weidenäste quer durchgewunden, sodass ein festes Flechtwerk entstand.

Mit Strohlehm beworfen und mit Lehm verputzt wurden so haltbare und gut isolierende Wände gebaut. An keltischen Nachbauten in den Ausgrabungen im benachbarten Reinheim lässt sich gut die Technik von geflochtenen Wänden erkennen.

Auf jedem Bauernhof wurden im Mandelbachtal früher Besen gebunden und Körbe geflochten. Der Bedarf an stabilen Wirtschaftskörben, Tragkörben und Aufbewahrungsgefäßen war groß, und vor allem die Altbauern und Frauen fertigten und reparierten in den Wintermonaten die so dringend benötigten Korbwaren.

Durch Zuschauen und Mithelfen lernten bereits die Kinder diese bäuerlichen Handwerke von klein auf. War der Eigenbedarf gedeckt, ließ sich damit auch ein wenig Geld dazu verdienen. Das war vor allem für die Kleinbauern und Tagelöhner in unserer armen Gegenden von Bedeutung. Sie waren im Winter auf ein finanzielles Zubrot angewiesen.

Unsere Vorfahren haben deshalb mit ihren Korbwaren auch die Märkte der umliegenden Städte, wie Blieskastel, Saarbrücken, St. Johann oder Zweibrücken beliefert. Als sich dann im Lauf des Mittelalters auch innerhalb der Stadtmauern Korbflechter ansiedelten, kam es hin und wieder sogar zu Konflikten.

Wenn nämlich die Zulieferung aus den Dörfern zu viel wurde, setzten sich die Stadtkorbmacher gegen die Überflutung der Märkte durch die stadtfremden Korbflechter zur Wehr.

Obwohl die Korbflechterei seit uralter Zeit eines der Haus- und Hofgewerbe unserer Vorfahren gewesen ist, das neben der bäuerlichen Arbeit in den Wintermonaten betrieben wurde, dauerte es bis ins späte Mittelalter, bis die erste Korbmacherzunft 1593 in Braunschweig gegründet wurde und damit das hauptberufliche Handwerk eine verbindliche Verfassung bekommen hat.

In heutiger Zeit hat das Aufkommen industriell gefertigter Körbe und Plastikgefäße das alte Handwerk des Korbflechtens längst unrentabel werden lassen. Plastikgefäße und im Ausland gefertigte Körbe sind heute so preisgünstig, dass keine wirtschaftliche Notwendigkeit mehr besteht, selber zu flechten.

So erinnern inzwischen nur noch die zahlreichen Mandel- und Kopfweiden in unserer Gemeinde an eine Zeit, in der diese Bäumchen und die aus ihren Ästen geflochtenen Körbe so wichtig waren, dass sogar der vorbeifließende Bach nach ihnen benannt worden ist.

Aus dem Bach wurde so der Mandelbach, aus dem Tal das Mandelbachtal und im Jahr 1974 aus unserer neugeschaffenen Gemeinde die Gemeinde Mandelbachtal. In früheren Jahrhunderten gab es auch mal einen kleinen Ort mit Namen Mandelbach. Aber von diesem wollen wir Ihnen erst ein anderes Mal erzählen…

Wenn Ihnen unser Ausflug in die Geschichte der Gemeinde Mandelbachtal gefallen hat, lassen Sie uns gerne einen Like da. Wir freuen uns auch immer über Ihre Kommentare.

Lesen Sie auch die anderen Folgen unserer Reihe „Anno dazumal in Mandelbachtal – Spannende Geschichten aus der Vergangenheit“

Aufgrund des großen Interesses an dieser Serie werden alle bisher von Manfred Pfeiffer veröffentlichten Geschichten (und auch noch einige weitere) im Herbst diesen Jahres als gebundenes Buch erscheinen. Freuen Sie sich schon darauf.

Das Bild zeigt eine Mandel mit einem Dutzend Eier.

Foto: Gunter Altenkirch
Text: Manfred Pfeiffer

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