Es existiert kein Münchner Stadtteil, der stärker von nur einer Firma geprägt wurde: Obersendling ist Siemensland. Und obwohl sich der Konzern mittlerweile mit seiner Produktion aus dem Stadtteil weitgehend zurückgezogen hat, sind die Spuren und Folgeentwicklungen stets unübersehbar mit dem Unternehmen verbunden. Mittlerweile ist Obersendling aber auf dem Weg vom Gewerbe- zum Wohngebiet. Mit dem S
üdpark gibt es zudem eine kleine, aber feine grüne Oase. Die jüngere Geschichte Obersendlings ist untrennbar mit dem Namen Siemens verknüpft. Nach dem Zweiten Weltkrieg weitete der Konzern seine Produktion in Obersendling massiv aus und in diesem Zug entstand unter dem Namen "Siemenssiedlung" auch Wohnraum für die Beschäftigten des Unternehmens. Zu Beginn der 1950er Jahre wurden zwei 17-stöckige Hochhäuser, aufgrund ihrer Bauweise auch "Sternhäuser" genannt, errichtet. Sie waren zu diesem Zeitpunkt mit 51 Metern die höchsten Wohngebäude Münchens. 2007 kam das bereits in der Ursprungsplanung enthaltene dritte Sternhaus hinzu. Nach umfassenden Renovierungsarbeiten wurde die Siemenssiedlung 2009 sogar mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet. Insbesondere rund um die Hofmannstraße konzentrierten sich die Werksanlagen, sichtbarstes „Wahrzeichen“ ist das Siemens-Hochhaus, das 75 Meter hoch in den Münchner Himmel ragt. In der Boschetsrieder- oder Ramsauerstraße wurden für die Mitarbeiter auch Reihenhäuser oder viergeschossige Wohnblocks geschaffen. Obersendling war bis 1990er Jahre also beinahe ein Paradebeispiel für die Vermischung von Industrie- und Wohnflächen. Das änderte sich erst, als die im Stadtteil beheimatete Kommunikationsbranche des Elektrokonzerns in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet und das Unternehmen die Produktion in Obersendling weitestgehend einstellte. In der Folge wurde das riesige Areal vom Industriestandort in ein Wohnquartier umgewandelt. Es entstanden rund 1000 Wohnungen, Geschäfte und Grünflächen, die heute zu den beliebten Wohnflächen in der Bayerischen Landeshauptstadt zählen. Vor allem die Hochhäuser, die teilweise eine sehr spezielle architektonische Erscheinung aufweisen, entpuppen sich als Blickfang. Durch die Nähe zum Zentrum einerseits und zur Isar andererseits zieht es die Menschen verstärkt nach Obersendling. Mittlerweile kann man sagen, dass sich der Stadtteil vom Gewerbe- zum Wohngebiet gewandelt hat. Der Südpark gehört teilweise zu Obersendling und daher nutzen ihn die Bewohner natürlich gerne, um ein wenig Zeit im Grünen zu verbringen. Er hat beinahe Waldcharakter und lädt daher zu ausgedehnten Spaziergängen, auch an heißen Sommertagen, ein. Zudem kann man sich hier sportlich betätigen. Es gibt einen Trimm-Dich-Pfad, Fußballplätze, einen Basketballplatz, Beachvolleyballfelder und Tischtennisplatten. Kinder finden in der Grünanlage Spielplätze mit Klettergerüsten. Bei Joggern und Hundebesitzern erfreut sich der Südpark ebenfalls großer Beliebtheit.
„Kennst du die Perle, die Perle Tirols…“ So beginnt es, das weltbekannte Kufsteinlied. Und man könnte sich nun fragen, was das mit Obersendling zu tun hat. Es wurde 1947 vom Tiroler Karl Ganzer komponiert, allerdings ohne dass irgendjemand groß Notiz davon nahm. Das änderte sich 1968, als die Schallplattenversion des bayerischen Sängers Franzl Lang herauskam. Seitdem wurde das Lied unzählige Male gecovert und gehört heute zum Standardrepertoire der Volksmusik. Franzl Lang ist – man ahnt es bereits – gebürtiger Obersendlinger…
Obersendlinger Sehenswürdigkeiten
Augustiner Schützengarten
In der Zielstattstraße liegt die Schießstätte der königlich privilegierten Haupt-Schützengesellschaft, in der sich heute eine Gastwirtschaft befindet. Der neubarocke Bau wurde in der Prinzregentenzeit errichtet. Innen kann man sich historische Schützenbilder und Genrebilder des Rokoko ansehen wie die „Schützenliesl“ von Friedrich August von Kaulbach. In der Boschetsrieder Straße befindet sich ein siebengeschossiger Hochbunker. Er hat eine Freitreppe und wurde in der Zeit des Zweiten Weltkriegs errichtet. Joachim am Maisinger Platz beeindruckt vor allem mit ihren geschwungenen Lamellenfenstern und dem spitzen Glockenturm. In der Leo-Graetz-Straße steht eine Plastik von Joachim Berthold mit dem Namen „Der Schauende“. In der Baierbrunner Straße befinden sich noch viele schöne, alte Mietshäuser, die in der Zeit um 1900 erbaut wurden und im Stil des Neubarock beziehungsweise der Neurenaissance gehalten sind. Auch in der Hofmannstraße finden sich zahlreiche Gebäude dieser Bauart. Ein imposanter Bau ist ebenfalls die Grundschule in der Boschetsrieder Straße neben der sich zudem das Katastrophenschutzzentrum Süd des Bayerischen Roten Kreuzes befindet. Insidertipps für Obersendling:
In der Zeppelinhalle in der Hofmannstraße 42 finden häufig kostenlose Ausstellungen statt. Vor allem Schüler der Städtischen Fachschule für Farb- und Lackiertechnik präsentieren hier ab und an ihre Arbeiten. Bad Forstenrieder Park und Maria Einsiedel Naturbad
Von Obersendling aus kann man gleich zwei sehr schöne Bäder ohne Probleme erreichen. Im Bad Forstenrieder Park im benachbarten Forstenried steht der Sport im Vordergrund. Das auch „Stäblibad“ genannte Hallenbad ist bei Ausdauerschwimmern und Tauchern sehr beliebt. Das Naturbad Maria Einsiedel im ebenfalls zum Stadtbezirk gehörenden Thalkirchen ist vielleicht das idyllischste Bad der bayerischen Landeshauptstadt. Auf fast 400 Metern Länge fließt der Isarkanal durch das Bad und die Wasseraufbereitung findet ausschließlich auf biologischer Basis statt. Auf chemische Zusätze wie Chlor wird hier gänzlich verzichtet. Historisches: Mit der Industrie kommen die Menschen
Obersendling gehört historisch gesehen zu Sendling, das erstmals Ende des 8. Jahrhunderts namentlich als "Sentilinga" erwähnt wurde. Im Gegensatz zu Unter- und Mittersendling war Obersendling aber auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nur sehr spärlich besiedelt. Dokumente aus dieser Zeit belegen, dass es damals nur sieben Wohnhäuser in Obersendling gab. Im Jahr 1818 wurde Obersendling Teil der Gemeinde Thalkirchen. Januar 1900 wurden dann beide nach München eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Obersendling durch die rapide wirtschaftliche Entwicklung auch einen rasanten Anstieg der Bevölkerungszahl. Abrenzung Obersendling
Obersendling reicht von der Isarhangkante im Osten, die zu Thalkirchen gehört, bis zum Südpark im Westen. Sendling-Westpark liegt im Norden und im Süden der Stadtteil Solln. Obersendling ist durch die U3 Richtung Fürstenried und die S7 und S20 gut angebunden. Obersendling in Zahlen
Obersendling bildet zusammen mit Thalkirchen, Fürstenried, Forstenried und Solln den 19. Stadtbezirk Münchens. Auf einer Fläche von 1.776,84 Hektar wohnen hier 91.412 Menschen. Der 19. Stadtbezirk ist somit der drittgrößte in der bayerischen Landeshauptstadt. Es gibt hier 72 Kindertageseinrichtungen, neun Grundschulen und drei Mittel- und Hauptschulen. Eine der Volksschulen hat eine sonderpädagogische Förderung. Zudem befinden sich hier zwei Realschulen, zwei Gymnasien, eine Allgemeinbildende Schule und fünf Berufliche Schulen. (Zahlen: Statistisches Amt 2015)