09/03/2024
Für eine Reportage von ARTE durfte ich kürzlich bei der Nekropsie eines toten Gänsegeiers im IREC. Instituto de Investigación en Recursos Cinegéticos teilnehmen. Der Vogel wurde stark abgemagert und geschwächt aufgegriffen und ist trotz Behandlung in einer Auffangstation nach wenigen Tagen gestorben. Die Todesursache konnte bei der Untersuchung überraschend schnell und klar ermittelt werden: Im Magen befand sich zwischen Hirschhaaren ein Stück Blei von einem Jagdgeschoss. Eine tödliche Bleivergiftung war schon aufgrund einiger Symptome zu erwarten, aber so eindeutig ist das selbst für die spanischen Experten nicht immer zu beweisen.
Leider sterben täglich weltweit unzählige Greifvögel wenn sie an Aas fressen das mit Resten von Bleimunition kontaminiert ist. Die Splitter können mit dem Schnabel nicht aussortiert werden, landen im Magen und vergiften den Vogel nach und nach. Das giftige Schwermetall führt unter anderem zu Störungen der Atmung und der Verdauung, die Greifvögel verhungern und ersticken also kläglich. Und das obwohl es längst bestens geeignete bleifreie Munitionsalternativen gibt, für deren Verwendung sich der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) stark einsetzt.
Und selbst wenn jemandem das Schicksal dieser Vögel egal sein sollte: Auch für den Menschen ist Blei giftig und verursacht u.a. eine gestörte Gehirnentwicklung, verringerten IQ und erhöhte Aggressivität (z.B.: https://www.iflscience.com/lead-is-still-causing-millions-of-lost-iq-points-and-millions-of-deaths-71131). Daher wurde Blei in Farben, Benzin, Lebensmitteln usw. längst verboten, aber in Wildfleisch darf es immer noch enthalten sein! Besonders Schwangeren, Stillenden und Kindern wird deswegen vom Bundesinstitut für Risikobewertung komplett von Wildkonsum abgeraten. Erkundigt euch also unbedingt vor dem Kauf und Verzehr von Wildbret beim Händler oder Wirt nach der Herkunft der Ware. Völlig unbedenklich ist zum Beispiel Fleisch von den Bayerische Staatsforsten die zum Schutz von Greifvögeln nur noch bleifrei schießen. Und alle Jagdscheinbesitzer unter euch oder in eurem Freundes- und Familienkreis sollten unbedingt ebenfalls auf unschädliche Alternativen umsteigen, sonst vergiftet man schleichend mit einem eigentlich hochwertigen Lebensmittel sich und sein Umfeld. Entgegen der landläufigen Meinung lassen sich die kleinen Splitter nämlich nicht vollständig ausschneiden, sondern sitzen oft tief im Gewebe und werden mitverzehrt. Mahlzeit.
Ein großes Dankeschön an Prof. Rafael Mateo und Dr. Marta Herrero für die Einblicke in ihre wichtige Arbeit!