14/11/2023
Wie wahr, danke Claudia für diese Sätze! Auch wenn ich nicht auf der Insel wohne, ich denke zu wissen was du meinst! Es trifft auf viele Bereiche des Lebens zu, einfach mal Stille halten, Atmen und einige Probleme sind keine mehr 😘!
Guten Morgen, Ihr Lieben!
Es regnet auf dem Eiland und so richtig hell werden will es auch nicht. Selbst der Blick in die Ostsee-Zeitung ist heute wenig erfreulich. Über 60% der Insulaner sehen keine positiven Auswirkungen des Tourismus auf ihr Leben, schreibt man dort. Ein interessantes Ergebnis in einer Region, die vom Tourismus lebt. Mir kommt der Gedanke des ungünstigen Zeitpunktes für eine solche Erhebung. Natürlich sind Insel und Menschen müde nach der Saison. Natürlich ist man froh, dass etwas Ruhe einkehrt. Das war nie anders. Wir leben hier in Saisonzeiten. Ich erinnere mich an Jahre, in denen wir genau wie heute fast 6 Mio. Übernachtungen hatten. Das war vor der Wende und abseits der Sommerferien gab es kaum Gäste hier. Alles konzentrierte sich auf diese 8 Wochen. Das waren volle Sommer. Es hat nur die Insulaner weniger gestört, weil der Autoverkehr nicht so viel und so anstrengend war. Die Gäste kamen größtenteils mit dem Zug. Ihre Verpflegung wurde organisiert. Sie gingen mehr an den Strand, auch bei Wolken, und haben nicht zu tausenden mit dem Rad die Insel erkundet.
Wir leben in einer Zeit, die uns allen viel abverlangt. Wir werden bombardiert mit schlechten Nachrichten, sind immer mit irgendetwas unzufrieden, fokussieren uns auf das, was fehlt oder man uns wegnehmen könnte, und strecken die Ellenbogen raus. Wir leben schon so lange in Sicherheit und Wohlstand, dass wir vergessen haben, dafür dankbar zu sein. Es ist normal für uns und hat genau so zu sein. Dass das alles aber das Werk unserer Eltern und Großeltern ist, die dieses Land nach einen Krieg, der nichts als Leid und Asche hinterließ, zu dem machten, was es heute ist, ist uns selten bewusst. Ihre Kraft lässt uns heute in Frieden leben.
Beim Blick auf die Welt bin ich dankbar in Deutschland zu leben. Und ja, auch ich bin mitunter genervt, wenn mir Leute mit den Fahrrad verkehrt herum die Einbahnstraße entgegen kommen. Aber das machen übrigens nicht nur die Gäste so. Auch ich wünsche mir manchmal, die Straßen wären leerer und der Tisch im Restaurant wäre am Abend leichter zu bekommen. Aber ich bin ein Mensch und kann mich darauf einstellen. Ich wähle günstigere Zeiten, reserviere vor oder nehme es einfach so, wie es kommt. Mit der Verkehrssituation müssen sich kluge Leute beschäftigen, genau wie mit dem fehlenden günstigen Wohnraum. Das ist Entwicklung. Diese Insel weckt nunmal Begehrlichkeiten. Ich höre jeden Sommer so viele Gäste sagen, dass sie einmal hier leben möchten.
Ich bin dankbar, dass so viele Menschen meine Heimat lieben. Dass ich durch sie ein kleines Unternehmen führen kann, das es mir und meinen Mitarbeitern ermöglicht, hier zu leben. Ich bin dankbar für die vielen tollen Restaurants, die schönen Promenaden und Strände, die ich nutzen kann, wann immer mir danach ist. Ich bin dankbar für die, deren Leidenschaft das Gastgewerbe ist und die auch die schwierigen Zeiten im Jahr aushalten. Ich bin dankbar für ein Leben in Sicherheit und Wohlstand und mir sehr bewusst, wie fragil diese Sicherheit in diesen Tagen geworden ist.
Unsere Unzufriedenheit hat manchmal viel weniger mit dem zu tun, was offensichtlich ist.
Ich wünsche Euch einen dankbaren Tag mit Blick auf das Gute im Leben. �
Es gibt so viele, denen all das fehlt, was wir für normal halten.
Eure Claudia