12/01/2022
Ein Stück Heimatgeschichte
(veröffentlicht am 11.01.2022 im Trierischen Volksfreund)
https://www.volksfreund.de/region/vulkaneifel/mord-an-familie-krones-auf-der-sprinker-muehle-vor-225-jahren_aid-65199469
Kriminalgeschichte
Tatort Vulkaneifel: Als eine Müllerfamilie Opfer einer Räuberbande wurde
Es war ein brutaler Mord, der vor 225 Jahren auf der Sprinker Mühle bei Mückeln (Vulkaneifel) geschah. Der Täter war der berüchtigte Anführer einer Räuberbande, die in der Region tätig war. Wie es mit der Bande nach dem Mord weiter ging.
Auf der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein war eine Ausstellung mit dem Titel „Räuber – 7000 Jahre Tatort Mittelrhein“ zu sehen. Ausgehend von der Jungsteinzeit dokumentierte sie Raubüberfälle, Marodeure und große Räuberbanden des 17. bis 19. Jahrhunderts bis hin zur aktuellen Banden- und Raubkriminalität. Dabei wurde für jede Epoche der Frage nachgegangen, wie die jeweiligen Täter heute zu bewerten sind.
Es war die Zeit, in der die Eifel nach dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789 von politischen und sozialen Wirren erschüttert wurde. Die alte feudale Gesellschaftsordnung gab es nicht mehr. Eine neue Regierungsform war noch nicht etabliert. Also eine Zeit, in der Übergriffe von Soldaten oder Überfälle räuberischer Wegelagerer kaum verfolgt wurden.
Als ein besonders grausames Beispiel von vielen wird der „Mord auf der Sprinker Mühle“ erwähnt, der selbst heute noch Gemüter erregt. Diese Mühle liegt etwa drei Kilometer von der Gemeinde Strohn im Kreis Vulkaneifel entfernt. Dort ereignete sich im Spätsommer 1796 Entsetzliches, dem die Müllerfamilie Krones zum Opfer fiel.
Johann Krones hatte um 1769 Maria Bell aus Strohn geheiratet. Aus der Ehe gingen zwölf Kinder hervor – nicht neun, wie verschiedentlich angegeben. Dann kam der verhängnisvolle Abend des 23. August 1796, ein Dienstag.
Johann Schiffmann aus dem Moselort Reil, auch Tuchhannes gerufen, war Anführer einer skrupellosen Bande, die von Raub, Überfällen, Erpressungen und Tätlichkeiten lebte. Er war vor wenigen Tagen mit dem Müller Krones aneinandergeraten, weil dieser ihn aufgefordert hatte, Schulden bei ihm zu begleichen. Zusammen mit Hans Bastian Nikolai, Grobschmied auf Krinkhof, Richard Bruttig, Metzger aus Bad Bertrich und Jacob Krämer, genannt „Iltis Jacob“, der auf dem Trautzberger Hof bei Strohn lebte, klopfte Schiffmann in jener Nacht an die Tür der Mühle. Der Müller öffnete. Tuchhannes schlug sofort derart heftig auf den Mann ein, dass dieser tot zu Boden fiel.
Die Müllerin Maria, nur mit dem Nachthemd bekleidet, flehte weinend um ihr Leben. Vergeblich, sie wurde brutal erschlagen. Sohn Matthias Joseph, sieben Jahre alt, wurde in seinem Bett erstochen. In einer Stube des Obergeschosses lag die 23-jährige Anna Maria, getötet durch sieben Messerstiche in den Rücken. Ihr Bruder Gerhard überlebte schwer verwundet, nachdem er im Schlaf überrascht worden war. Er hatte schwere Kopfverletzungen, mehrere Zähne waren ihm ausgeschlagen, ein Finger abgeschnitten und seine Zunge gespalten worden.
Zeugen dieser Morde fanden sich nicht. Der misshandelte Gerhard schwieg aus panischer Angst, die Mörderbande könne zurückkommen und ihn mit dem Rest der Familie noch umbringen.
Nach jahrelanger Suche wurden nahezu alle Mitglieder der Moselbande verhaftet, auf deren Konto noch weitere Verbrechen gingen. Darunter die Morde an einem französischen Fuhrknecht bei Ürzig und an Theodor Mungel aus Waldkönigen Am 1. September 1799 kamen sie in Koblenz vor Gericht. Bereits zehn Tage später sprachen die Geschworenen ihre Urteile. Sie lauteten sechsmal auf Tod, sechsmal auf langjährige Galeerenstrafe und einmal auf Freispruch. Die Todesurteile wurden am 17. Dezember 1799 in Koblenz auf dem Klemensplatz mit der Guillotine vollstreckt – unter anderem an Richard Bruttig und Jacob Krämer. Hans Bastian Nikolai wurde im Herbst 1801 hingerichtet.
Gegen Tuchhannes war zwar in Abwesenheit auch die Todesstrafe erkannt worden, aber er war nach Lothringen geflüchtet. Nach langer Suche verhaftete ihn dort der Brigadier Saal aus Wittlich und brachte ihn nach Koblenz. In der Rhein-Mosel-Stadt sprach das Gericht gegen Johann Schiffmann am 19. Juni 1802 ebenfalls die Todesstrafe aus. Die damalige Presse schrieb, er habe am Tag seiner Hinrichtung einige Gläser Wein getrunken und sei dann lachend und ohne Schuldbewusstsein zum Schafott geschritten.
Schiffmann war der letzte der Sprinker Mörder. Mit ihm war die Moselbande endgültig zerschlagen und trat nie mehr in Erscheinung. Der schwer verletzte Gerhard Krones ergriff später den Beruf des Zimmermanns und heiratete zweimal. Er starb am 13. November 1855 im 78. Lebensjahr und wurde in Strohn beerdigt.
Die Sprinker Mühle steht mittlerweile still, befindet sich in Privatbesitz und ist hervorragend restauriert. Stille Friedlichkeit am sanft gleitenden Alfbach, und nichts erinnert dort mehr an die Bluttat vor 225 Jahren.
Es war ein brutaler Mord, der vor 225 Jahren auf der Sprinker Mühle bei Mückeln (Vulkaneifel) geschah. Der Täter war der berüchtigte Anführer einer Räuberbande, die in der Region tätig war. Wie es mit der Bande nach dem Mord weiter ging.