Geschichte
Die Stadt Willebadessen entstand im Zuge der kommunalen Neugliederung am 1. Januar 1975 durch den Zusammenschluss der damaligen Titularstädte Peckelsheim und Willebadessen sowie elf kleinerer Gemeinden – Altenheerse, Borlinghausen, Eissen, Engar, Fölsen, Helmern, Ikenhausen, Löwen, Niesen, Schweckhausen und Willegassen.
Die Stadt Willebadessen hat ungefähr 8.000 Einwohner.
Anno 1065 wird der größte Stadtteil Willebadessen erstmalig anlässlich einer Grenzbeschreibung unter dem Namen „Wilbotissun“ erwähnt. Im Jahre 1318 erhielt Willebadessen die Stadtrechte und das Recht der Befestigung. Die alte Klosterkirche und das ehemalige Konventgebäude des 1149 gegründeten Benediktinerklosters gehören zu den wertvollsten Baudenkmälern des Stadtteils. Sehenswert sind der schöne Kreuzgang mit Kalksteinreliefs und die Gründerkapelle. Aus dem 15. Jahrhundert stammen ein Vituskelch, eine Zylindermonstranz, eine Holzplastik sowie zwei wertvolle Reliquienschränke. Das Kleinod der Kirche ist der Vitusschrein aus dem Jahre 1207. Durch das königlich westfälische Edikt vom 7. Juni 1810 wurde das Kloster aufgehoben, im gleichen Jahr verkauft und 1977 an die Stiftung Europäischer Skulpturenpark e.V. übertragen. Dreimal in den Jahren 1829, 1838 und 1893 wurde Willebadessen von verheerenden Bränden heimgesucht. Auf dem Klusenberge befindet sich die Vituskapelle. Die Wallfahrtskapelle ist ein sechseckiger Zentralbau, mit Portal, Wappen und Inschrift von 1687. Herauf führt ein Kreuzweg mit dreizehn Stationen.
Auf dem Eggekamm, oberhalb der Siebenquellen, befindet sich die „Karlsschanze“, ein Befestigungswerk aus heidnischer Zeit der alten Sachsen. Erobert von Karl dem Großen, zeigt es noch heute Überreste eines Christusbildes, das vermutlich der Kaiser errichten ließ. Dicht bei der Karlsschanze, an einem alten Wanderweg der Germanen, ließ der Kaiser ein Kreuz aufstellen. Die Sachsen nannten es „Kleiner Herrgott“, während ihr großer Gott Wotan auf der Karlsschanze thronte. Als mystischer Ort aus grauer Vorzeit ist die „Gertrudskammer“ bekannt, der Sage nach verehrten hier die Sachsen die „Drude“, ihre „Weise Wala“. Der Versuch, 1849 Willebadessen an die Eisenbahnlinie anzuschließen, wurde durch Erdrutsche zunichte gemacht. Der Einschnitt wird heute „Alte Eisenbahn“ genannt. 1853 schließlich, eröffnete der preußische König die Bahnstrecke Kassel - Altenbeken über das Hellebachtal.
Peckelsheim, aus einem erdwallbefestigten Hofe „Pykulessun“ hervorgegangen, wird erstmalig anno 836/839 in den „Corveyer Traditionen“ erwähnt. Sehenswerte Baudenkmäler sind die evangelische Trinitatiskirche (Schinkelbau) von 1840/1841, die katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt und ein altes Burggebäude, die Stammburg der Familie von Spiegel zu Peckelsheim. Im 14. Jahrhundert erbaut, wurde sie nach vielen Veränderungen bereits im 18. Jahrhundert aufgegeben. Erhalten ist unter anderem noch das dreigeschossige Turmhaus des 14. Jahrhunderts mit Wappentafel von 1535.
Die Siedlung Altenheerse bestand bereits 868, als in der Gemarkung von „Herisi“ das Damenstift Heerse gegründet wurde. Die Gutanlage Schönkaes ist der ehemalige Amthof des Damenstifts Neuenheerse. Die im frühromanischen Stil erbaute Pfarrkirche ist einschiffig, zweijochig und besitzt ein Kreuzgewölbe; sie ist aus heimischem Kalkstein erbaut. Der Altar stammt aus der Zeit um 1520. In der Gemarkung Altenheerse liegt die Schonlaukapelle, früher Sitz eines Freistuhls und häufiger Versammlungsort der Landesstände des Fürstbistums Paderborn.
Am Steilhang der Egge liegt Borlinghausen, erstmalig 1065 unter „Burchartinhusen“ erwähnt, und dessen Wasserschloss zum ersten Mal 1396 genannt. Die Gräftenbrücke ist mit einzigartigen Balustern geschmückt. Die Pfarrkirche wurde 1872 im neugotischen Stil erbaut. Beachtenswert sind die Grabsteine an der Ostwand der Kirche. 1 km von Borlinghausen in Richtung Löwen steht die 1.000-jährige Rieseneiche. Auf dem Eggekamm befindet sich der Aussichtsturm „Bierbaums Nagel“, erbaut 1847. Von hier kann man bei gutem Wetter den „Herkules“ in Kassel sehen.
Der Name Eissen erscheint zum 1. Mal laut Chronik aus dem Kloster Corvey in einer Urkunde des Bischofs Bernhard von Paderborn im Jahre 1189. In der Germanenzeit führte durch Eissen eine Handelsstraße von Hamburg nach Frankfurt. Im Mittelpunkt Eissens steht die nach romanischem Stil gebaute Pfarrkirche St. Liborius. Ein Reliquiar enthält die Gebeine des heiligen Liborius. Der älteste Kirchenschatz ist eine Monstranz von 1520. Sehenswert ist der in der Nähe gelegene Basaltbruch des Hüssenberges. Um 1425 verwüsteten die Hussiten diese Gegend. Am Hüssenberg schlugen die feindlichen Heere der Hussiten ihr Lager auf, daher erhielt der Berg seinen Namen.
Die Ortschaft Engar liegt im Tal der Eder. Die älteste Bezeichnung „Engeri“ wird in der Zeit von 918-936 des öfteren erwähnt. Alle zwei Jahre findet am Höpperteich ein Fest mit der „Höppertaufe" statt.
Fölsen wird urkundlich 1215 unter „Voltessen“ erwähnt. Die Kirche, im Barockstil erbaut, stammt aus dem Jahr 1746. Westlich der Kirche steht das Pfarrhaus, ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1697.
Helmern liegt an der Helmerte. Urkundlich wird der Ort 1213 mehrfach erwähnt. Die heute einschiffige Kirche wurde 1731 erbaut. Die alte Burg wurde im 18. Jahrhundert abgebrochen und als neues Herrenhaus wieder aufgebaut. Bekannt wurde der Ort durch die Schafzucht des Gutes.
Ikenhausen wurde erstmals 1120 erwähnt. Ein Rittergeschlecht scheint für den Ort namengebend gewesen zu sein. Die als Fachwerkbau 1736 errichtete Kapelle „Mariä Heimsuchung“ wurde wegen Brandschäden 1911 abgebrochen. Stattdessen wurde ein Bruchsteinbau mit Regenbogenfenstern und Dachreiter errichtet.
Löwen liegt in einer Talmulde des Peckelsheimer Grabens. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Ende des 10. Jahrhunderts. Die Ritter von Borlinghausen hatten in der Löwener Kirche ihr Erbbegräbnis. Die Kirche St. Kilian ist einschiffig und ein Querschiff mit niedrigem Westturm. An der Südwand noch romanische Substanz. Löwen war Sitz des Freigerichtes, das unter einer alten Femelinde stattfand.
Niesen, im Tal der Nethe, wurde um 1275 erstmals urkundlich erwähnt. Die Pfarrkirche St. Maximilian ist ein neuromanischer Zentralbau. 1926 errichtet nach dem Vorbild rheinisch-romanischer Zentralbauten. Das ehemals barocke Herrenhaus von 1704 ist 1951 abgebrannt und auf den alten Fundamenten verkleinert wieder aufgebaut worden. Reste der mittelalterlichen Burg wurden im 19. Jahrhundert abgebrochen. Zum Herrenhaus führt eine steinerne Bogenbrücke von 1833 über die Nethe und nördlich des Herrenhauses über einen Nebenarm.
Die Wasserburganlage in Schweckhausen war im 14. Jahrhundert im Besitz der Herren von Spiegel. Bis zum Jahr 2004 war Besitzer der Herzog von Croy. Die heutige Anlage mit Gräfte stammt aus dem 16. Jahrhundert. Der Mitteltrakt wurde durch Seitenflügel und Umbauten im 17. und 18. Jahrhundert erweitert.
Der kleinste Stadtteil Willegassen hat sich in den letzten 200 Jahren nur unwesentlich verändert. Der Name „Wigodessun“ taucht erstmalig 1048 in den Archiven des Klosters Abdinghof auf. Wahrscheinlich hat der Ort schon zur sächsischen Zeit bestanden und der eigentliche Gründer – der Sippenälteste – dürfte den Namen Wilhelm gehabt haben. Das Heerser Stift schreibt 1740 erstmals Willegassen.