29/08/2024
Auch bei uns singt man das Lied in Erinnerung unserer Zwangsarbeiter im Teufelsmoor. Es waren Kriegsgefangene, die im Lager Sandbostel untergebracht waren und zu schwerster körperlicher Arbeit im Moor eingeteilt wurden.
Heute vor 88 Jahren wurde das Lied „Die Moorsoldaten“, auch bekannt als „Moorsoldatenlied“, „Börgermoorlied“ oder kurz „Moorlied“ uraufgeführt.
Das Lied wurde am 27. August 1933 am Ende einer von Häftlingen organisierten Kulturveranstaltung namens „Zirkus Konzentrazani“ im Lager I Börgermoor vor Häftlingen und SS-Wachmannschaften zum ersten Mal gesungen.
Texter des Liedes waren der Bergmann Johann Esser und der Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff, die Musik stammt von dem kaufmännischen Angestellten Rudi Goguel.
Rudi Goguel erinnerte sich später:
„Die sechzehn Sänger, vorwiegend Mitglieder des Solinger Arbeitergesangsvereins, marschierten in ihren grünen Polizeiuniformen (unsere damalige Häftlingskleidung) mit geschulterten Spaten in die Arena, ich selbst an der Spitze in blauem Trainingsanzug mit einem abgebrochenen Spatenstiel als Taktstock. Wir sangen, und bereits bei der zweiten Strophe begannen die fast 1000 Gefangenen den Refrain mitzusummen. […]
Von Strophe zu Strophe steigerte sich der Refrain, und bei der letzten Strophe sangen auch die SS-Leute, die mit ihren Kommandanten erschienen waren, einträchtig mit uns mit, offenbar, weil sie sich selbst als ‚Moorsoldaten‘ angesprochen fühlten. […]
Bei den Worten ‚… Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor‘ stießen die sechzehn Sänger die Spaten in den Sand und marschierten aus der Arena, die Spaten zurücklassend, die nun, in der Moorerde steckend, als Grabkreuze wirkten.“
Zwei Tage nach der ersten Aufführung wurde das Lied von der Lagerleitung verboten. Trotzdem war es das Wachpersonal des Lagers, das wiederholt verlangte, dass das Lied von den Häftlingen auf ihren Märschen zum Arbeitsplatz gesungen wurde. Durch entlassene oder in andere Lager verlegte Gefangene wurde das Lied schon in den 1930er Jahren international bekannt. Heute existieren weltweit mindestens 500 Versionen des Liedes in mehreren Sprachen.
Bild: Liedblatt, um 1933/34 (Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück)
www.museumsquartier-osnabrueck.de/