29/09/2024
Die Geschichte der kleinen Kapelle in Artemida in einer Kurzgeschichte erzählt. Eleni habe ich frei erfunden, doch so soll es damals tatsächlich gewesen sein.
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Es war eine sternenklare Nacht, als die Bewohner der Gegend von Vravrona eine schwere Entscheidung trafen. Das kleine Inselchen vor der Küste, das immer friedlich im Sonnenlicht funkelte, war in Gefahr, sein stilles und heiliges Wesen zu verlieren. Ein Hotel sollte darauf errichtet werden, und das besorgte die Menschen zutiefst. Das Inselchen, das ihnen seit Generationen als Zuflucht diente, drohte, dem Kommerz und der Welt des schnellen Geldes zum Opfer zu fallen.
Eleni, eine ältere Frau aus dem Dorf, spürte die Unruhe in ihrem Herzen. Sie hatte in der Nähe des Tempels der Artemis in Vravrona ihr ganzes Leben verbracht, und das Inselchen bedeutete ihr mehr als nur eine landschaftliche Schönheit. Es war ein Ort des Friedens, der Einkehr und des Glaubens. „Das kann nicht geschehen“, flüsterte sie leise zu sich selbst, während sie durch die dunklen Straßen des Dorfes schritt.
In dieser Nacht trafen sich die Dorfbewohner heimlich am Ufer. Sie wussten, dass sie schnell handeln mussten. Es gab nur eine Lösung: Sie mussten das Inselchen weihen, es zu einem heiligen Ort machen. Der Plan war gewagt und schien fast unmöglich – sie wollten in einer einzigen Nacht eine Kirche errichten, dem Heiligen Alexander gewidmet, um das Land vor der profanen Nutzung zu bewahren.
Mit Fackeln in den Händen ruderten die Männer über das stille Wasser, das silbern im Mondschein glitzerte. Die Frauen und Kinder folgten auf den Klippen mit Gebeten, während die Arbeiter mit bloßen Händen und einfachen Werkzeugen begannen, die Fundamente zu legen. Niemand sprach, außer in kurzen, gedämpften Befehlen. Die Zeit schien gegen sie zu arbeiten, doch sie hatten den Glauben und die Entschlossenheit auf ihrer Seite.
Die Nacht schritt voran, und trotz der Müdigkeit in ihren Gliedern spürten sie eine unsichtbare Kraft, die ihnen half. Eleni, die das Geschehen vom Ufer aus beobachtete, fiel auf die Knie und betete zum Heiligen Alexander, er möge ihnen beistehen. Und tatsächlich, als der erste Sonnenstrahl den Horizont berührte, stand die kleine Kirche stolz und unerschütterlich auf dem Inselchen.
Die Dorfbewohner betrachteten ihr Werk, erschöpft, aber voller Stolz. Die Glocke, die sie mitgebracht hatten, erklang zum ersten Mal über das ruhige Meer und hallte bis zum Festland wider. Von nun an war das Inselchen ein heiliger Ort, und das geplante Hotelprojekt wurde nie umgesetzt.
Eleni blickte auf die kleine Kirche und lächelte. „Wir haben es geschafft“, flüsterte sie. Es war nicht nur eine Kirche, die in dieser Nacht gebaut worden war – es war ein Symbol für den Glauben und die Entschlossenheit einer Gemeinschaft, die sich weigerte, ihre Werte aufzugeben. Und so bleibt der Heilige Alexander bis heute ein stiller Wächter über das Inselchen, ein Zeugnis für das, was Menschen gemeinsam erreichen können, wenn sie zusammenhalten.
Fotos, Text (c) vasiliki-studio.com