24/01/2019
: 24. Januar 1712: Im Berliner Schloss wird der spätere König Friedrich II. geboren.
Die Literatur über Friedrich den Großen, die in mehr als 275 Jahren entstanden ist, füllt ganze Bibliotheken und ist ebenso vielseitig wie die bis heute kontrovers bewertete Person des Königs.
Der Neue Flügel, den er gleich zu Beginn seiner Regierung nach Plänen von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff an das Schloss Charlottenburg für sich anbauen ließ, war das erste Bauprojekt des jungen Königs. Noch in den 1740er Jahren entstanden hier für ihn zwei Appartements verschiedener Größe – und mit dem Weißen Saal sowie der Goldenen Galerie zwei der schönsten Festsäle im Stil des Friderizianischen Rokokos.
Das Interesse des Königs für den Charlottenburger Schlossbau erlosch auch nach der Vollendung seines Weinbergschlosses Sanssouci in Potsdam Ende der 1740er Jahre nie vollständig, jedoch waren seine Aufenthalte in Charlottenburg eher selten.
Der berühmte Giovanni Giacomo Casanova erlebte einen dieser rar gewordenen königlichen Besuche, als Friedrich der Große gemeinsam mit seiner Schwester Herzogin Philippine Charlotte von Braunschweig-Wolfenbüttel am 19. Juli 1764 der Aufführung der Oper »Il portentosi effetti della natura« mit Musik von Giuseppe Scarlatti im Orangerietheater des Schlosses Charlottenburg beiwohnte.
»Um diese Zeit kam die Schwester des Königs, die Herzogin von Braunschweig nach Berlin, um ihn zu besuchen und brachte ihre Tochter [Elisabeth Christine] mit, die im folgenden Jahr den Kronprinzen [später Friedrich Wilhelm II.] heiratete. Bei dieser Gelegenheit kam der König nach Berlin und ließ im kleinen Theater von Charlottenburg eine italienische Oper aufführen. Dabei sah ich den König höfisch gekleidet in einem Rock aus glänzender Seide, der an allen Nähten mit Goldborte eingefaßt war. Dazu trug er schwarze Strümpfe. Er sah recht komisch darin aus. Als er mit dem Hut unter dem Arm seine Schwester an der Hand in den Saal führte, zog er die Blicke der Zuschauer auf sich, denn nur Greise konnten sich erinnern, ihn je in der Öffentlichkeit ohne Uniform gesehen zu haben.«
Auch nach dem Ende des für Preußen zwar letztlich siegreichen aber mit vielen Verlusten und Zerstörungen verbundenen Siebenjährigen Krieges im Jahr 1763 zog sich König Friedrich II. für einige Zeit in das Charlottenburger Schloss zurück. Die legendäre Szene, die den König versunken der Musik des Te Deums von Carl Heinrich Graun lauschend in der Kapelle des Schlosses zeigt, wurde besonders im 19. Jahrhundert in verschiedenen Gemälden aufgegriffen und popularisiert.
Das großformatige Gemälde, das Oscar Begas 1868 schuf, zeigt die oben beschriebene Begebenheit. Wo Sie es sehen können? Natürlich in der Königsloge der Schlosskapelle des Schlosses Charlottenburg. Durch eine Schenkung von Eric Baron von Loudon gelangte das Gemälde erst vor wenigen Jahren in den Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg.
Sowohl im Alten Schloss Charlottenburg als auch im Neuen Flügel begegnen Sie Friedrich dem Großen immer wieder: Sie sehen verschiedene Portraits des Königs, seine erlesenen Porzellane und silbernen Tafelgeräte, die mit Edelsteinen besetzten Tabaksdosen, seine Bibliothek – und Wohnräume, die er mit den Gemälden der von ihm bevorzugten französischen Maler ausstatten ließ.
König Friedrich II. interessiert Sie, und Sie möchten sich auf ihre ganz individuelle Spurensuche begeben? Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Von Dienstag bis Sonntag ist das Schloss zwischen 10 und 16.30 Uhr für Sie geöffnet.
Übrigens: Bis zur Fertigstellung des Neuen Flügels bewohnte Friedrich II. bei seinen Charlottenburger Aufenthalten die auf der Gartenseite des Alten Schlosses gelegenen Zimmer seiner Großmutter Königin Sophie Charlotte und ließ in den Paradekammern seiner Großeltern verschiedene Veränderungen vornehmen.
Für die Vermählungen seiner jüngeren Brüder Prinz Heinrich und Prinz Ferdinand sowie die zweite Eheschließung seines Nachfolgers auf dem Thron Prinz Friedrich Wilhelm hatte der König übrigens die Charlottenburger Schlosskapelle bestimmt.
Text © Thomas Weiberg Foto © SPSG
Berlin-Charlottenburg Schloss Sanssouci